Montag, 29. Dezember 2008

Halsabschneider

So so. Da teilt mir mein Stromanbieter mit, man müsse bedauerlicherweise wieder einmal die Preise erhöhen, wegen gestiegener Betriebskosten. Um 10,5 %. Aha.

Doch siehe da: "Die vier großen Stromkonzerne in Deutschland haben ihre Gewinne in den vergangenen fünf Jahren nach einer Studie für die Bundestagsfraktion der Grünen mehr als verdreifacht", melden heute die Nachrichtenagenturen.

Wie passt das zusammen?

Sonntag, 14. Dezember 2008

Laßt die Männer rosa tragen!

Warum stören sich die Medienvertreter an Ribérys rosa Fußballschuhen? Ist ein Mann automatisch homosexuell, nur weil er Kleidung in einer bestimmten Farbe trägt?

Intoleranz und Verunsicherung zeugen Spottnamen wie "Franck Rosary" (Gerhard Delling).

- Und der Franzose? Bleibt beeindruckend gelassen und schießt weiter Tore...

Formidable.

Dienstag, 2. Dezember 2008

Viel Lärm um nichts

Welch unsinniger Vorwurf, die DDR-CDU habe sich nicht für den Umweltschutz engagiert.

Das tut die vereinte Union auch heute nicht, siehe Pläne zur Verschiebung der Klimaschutzziele oder zum "Ausstieg aus dem Atomausstieg".

Darum heißt die Partei ja auch CDU, und nicht "Die Grünen".

Wen wundert's also? Oder wäre es besser, die Christdemokraten hätten Rückschritte in ihrer Entwicklung gemacht, so sie sich schon nicht weiterentwickeln?

Und der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich war "Stellvertretender Vorsitzender beim Rat des Kreises"? - Wen kümmert's, außer denen, die ihm damals diesen einflußreichen Posten neideten und deshalb meinen, er müsse heute dafür Buße tun?

Lauter heiße Luft...

Freitag, 21. November 2008

Dekadenz in Reinkultur

In allen Medien wurde gestern berichtet von der pompösen Eröffnung der künstlich aufgeschütteten Palmeninseln vor Dubai. Prominente und Wohlbetuchte sämtlicher Erdteile wohnten diesem Großereignis bei.

Und der unfreiwillige Beobachter, dem die Nachricht aufgezwungen wird, schüttelt den Kopf ob dieser schamlosen Zurschaustellung unanständigen Reichtums. Wie können Menschen angesichts von Hunger, Elend und bitterer Armut in anderen Ländern so selbstvergessen agieren? Allein das Feuerwerk für 20 Millionen Dollar...

Ja, wahrscheinlich würde sich sonst der Geldadel aus aller Herren Länder zu Tode langweilen, wenn er seine Nerven nicht täglich mit den erlesensten Reizen kitzeln dürfte...

Den Öl-Scheichs ist hingegen wohl kein Vorwurf zu machen, sie müssen vorsorgen für eine Zeit, da das schwarze Gold aufgebraucht sein wird. Folglich investieren sie in den Luxus-Tourismus, in der Hoffnung, er möge die Bevölkerung dereinst ernähren.

Es entbehrt jedoch nicht einer gewissen Ironie, das zugehörige Hotel im Meer "Atlantis" zu nennen.

Tollkühn oder verzweifelt, wer dort zu logieren wagt...

Genau das richtige also für die im Überfluß Lebenden.

Skandalös

Die EU kann sich nicht dazu durchringen, einen Militäreinsatz im Ostkongo zu beschließen.

Macht ja auch nichts, daß täglich Menschen Opfer mörderischer Milizen werden oder an Hunger und Vertreibung zugrunde gehen. Hauptsache, wir sind in Afghanistan präsent, weil dort eine wichtige Öl-Pipeline verläuft. Oder sollte die Sicherheitslage in Zentralafrika etwa weniger gefährlich sein? Von Darfur im Sudan ganz zu schweigen...

Diese menschenverachtende Gleichgültigkeit gegenüber Afrika ist empörend, noch dazu, wo die heutigen Konflikte zum Großteil Konsequenz der europäischen Kolonialpolitik sind.

Und die Kongolesen bitten Europa ausdrücklich um - militärische, nicht humanitäre - Hilfe! Statt dessen sind UN-Friedenstruppen vor Ort, die kein Mandat haben, in den Konflikt zwischen Regierungsarmee und Milizen einzugreifen.

Wo bleibt eigentlich der selbsternannte Weltpolizist USA?

Donnerstag, 20. November 2008

Lesezeit

Heute ist der "Tag des Vorlesens". Es soll an Eltern appelliert werden, wieder Bücher in die Hand zu nehmen und ihren Kindern Geschichten nahezubringen. Denn das Vorlesen sei aus der Mode gekommen und werde von vielen als "altmodisch" oder "unnütz" betrachtet.

Also stürmen sogenannte Prominente aller Couleur und Lesepaten heute die Schulen und Kindergärten, um die Botschaft des Vorlesens an das Kind zu bringen...

Muß man den stupiden Eltern von heute denn wirklich alles sagen?

Donnerstag, 13. November 2008

Gewichtige Erkenntnis oder schwerwiegender Irrtum?

Im Rahmen der 3sat-Sendung "wissen aktuell: wahrhaft nahrhaft" wurde gestern die These präsentiert, dicke Menschen seien vielleicht doch nicht selbst schuld an ihrem Übergewicht.

Hierzu wurde auf Forschungsergebnisse aus Versuchen mit Ratten und Mäusen verwiesen, die belegen, daß die Verwertung der Nahrung von der Beschaffenheit der Darmflora abhängt. Fanden sich im Verdauungstrakt der Nager überdurchschnittlich viele Bakterien einer bestimmten Kultur, so neigten die entsprechenden Tiere zu ungesunder Leibesfülle. Ihre Artgenossen, die weniger Bakterien dieser Kultur im Darm beherbergten, waren dagegen rank und schlank.

Ist dies nun der Beweis, daß Übergewicht bzw. die Neigung dazu tatsächlich angeboren und somit unausweichlich ist? Haben jetzt alle, die ständig zuviel essen, endlich die willkommene Ausrede?

Ganz so einfach macht es uns die Wissenschaft dann doch nicht: Es wurde lediglich der Nachweis dafür erbracht, daß eine hohe Konzentration des Darm-Bakteriums die Verdauung von Ballaststoffen verändert - sie werden stärker aufgespalten. Infolgedessen ziehen die betroffenen Nager aus der gleichen Menge an aufgenommener Nahrung mehr Energie. Wird diese zusätzliche Energie nicht durch einen höheren Verbrauch aufgezehrt, speichert der Körper sie in seinen Fettzellen. Es entsteht Übergewicht.

Diese Erkenntnis läßt sich wohl eins zu eins auf den menschlichen Organismus übertragen.

Aber ist dies wirklich neu? Ein Durchbruch der Forschung? - Wohl kaum. Damit wurde jetzt endlich nachgewiesen, was der Volksmund schon lange als "guten" oder "schlechten Futterverwerter" bezeichnet.

Was lernen wir also daraus? - Menschen, die vermuten, sie könnten ebenfalls viele ballaststoffspaltende Bakterien im Darm haben, müssen dann eben einfach etwas weniger essen als vergleichbare Individuen ohne "Bakterienüberschuß". Ungerecht, sicher. Aber die Forschung wird sich mühen, allen Leidgeplagten bald ein Arzneimittel zur Linderung zu offerieren. Wo Bewegung doch so unangenehm und unzumutbar ist.

Und die Hersteller ballaststoffreicher Getreidekost könnten sich künftig vielleicht nicht mehr ganz so laut der diätunterstützenden Wirkung ihrer Produkte rühmen...

Zumindest liefert diese Studie eine plausible Erklärung für die erstaunliche Tatsache, daß manche Menschen mit einer Nudel-, andere mit einer Eiweiß- oder dritte mit einer Trennkostdiät und ähnlichem erfolgreich ihr Gewicht reduzieren.

Ein jeder nach seiner Fac,on...

Donnerstag, 6. November 2008

This is not America

Allgemeiner Jubel: Barack Obama wird tatsächlich neuer Präsident der USA!

Wir sehen Bilder begeisterter Amerikaner, die vor Freude tanzen, weinen und sich in den Armen liegen, nachdem sie zuvor in langen Schlangen vor den Wahllokalen gestanden hatten, um den vielbeschworenen Wandel herbeizuführen.

Statt diesen Anblick nun aber einfach zu genießen, ereifern sich die hiesigen Medien über den Mangel an adäquater Leidenschaft für Politik und deren Vertreter in Deutschland. Warum Wahlkampf bei uns so wenig mit Show und Massenhysterie zu tun habe. Ob es uns wohl an Begeisterungsfähigkeit fehle.

An dieser Stelle Dank an den Herausgeber der ZEIT, Josef Joffe, der freundlich darauf hinwies, daß jener mutmaßliche Mangel historisch bedingt sei. Das "3. Reich" und die Verwerfungen des Nationalsozialismus hätten zur Genüge gezeigt, wie anfällig die deutsche Bevölkerung für Manipulation und blinden Emotionsüberschwang ist.

Will man uns jetzt einen Vorwurf daraus machen, daß wir infolge dieser Ereignisse in der Vergangenheit scheinbar unkontrollierten Gefühlsausbrüchen skeptisch gegenüberstehen?

Deutschland fällt eben stets von einem Extrem ins andere. Ist unsere Bevölkerung kollektiv ein Fall für die Couch?

Dieser Hang zur Selbstzerfleischung wirkt bisweilen schon pathologisch... Warum können wir uns nicht völlig unbefangen mitfreuen?

Es muß wohl doch an der Mentalität liegen.

Montag, 3. November 2008

Westen vs. Osten od.: Alle Jahre wieder...

Mammut muß sich dringend einmal darüber echauffieren, daß Jahr für Jahr die Fernsehzeitschriften den Reformationstag sträflich ignorieren, während Allerheiligen am darauffolgenden Tag stets getreulich verzeichnet wird.

Nun, sie orientieren sich damit höchstwahrscheinlich an den Sendeanstalten, die am 31. Oktober ihr Standard-Wochentagsprogramm ausstrahlen, wohingegen am 01. November ein Sonderprogramm anläßlich des Feiertages läuft.

Was aber macht Allerheiligen zum "richtigen" Feiertag? - Wohl die Tatsache, daß er von den Katholiken begangen wird. Denn sowohl Allerheiligen als auch der Reformationstag sind in jeweils fünf Bundesländern gesetzlicher Feiertag - eine Pattsituation also.

Nur leider handelt es sich bei den fünf Ländern, die den Reformationstag zelebrieren, samt und sonders um östliche, sogenannte "neue" Bundesländer. Allerheiligen dagegen wird ausschließlich im Süden und Westen Deutschlands als offizieller Feiertag begangen. Das heißt, in den (ge-)wichtigen Bundesländern, wo Bevölkerung und Einkommen am größten sind. (Mal abgesehen vom Saarland...)

Bloßer Zufall? Oder Diskriminierung?

Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: Das Feiertagsprogramm ist meist ohnehin zum Abschalten, so gesehen kein Verlust, im Gegenteil.

Aber muß uns eine solche Un-Gleichbehandlung nicht zu denken geben? Als Ausdruck immanenter Wertung und Gewichtung?

Jedoch: Ein Blick in die Fernsehzeitschrift meiner Mutter verrät mir, daß es auch anders geht. Dort finden sich beide, Reformationstag und Allerheiligen, in friedlicher Koexistenz...

Ein Beispiel, das Schule machen sollte.

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Unbelehrbare Ignoranten

Was dem Mammut über alle Maßen auf die Nerven geht, sind Menschen, die die gleichen Fehler immer wieder machen! Obwohl man sie darauf hinweist! Und obwohl sie einen damit beauftragen, sie darauf hinzuweisen!

Wo liegt hier der Sinn?

Außer darin, das Mammut in den Wahn zu treiben?!

Freitag, 24. Oktober 2008

Bildungsmisere

Der Fluch des Föderalismus: Die Kultusminister der Länder schaffen es nicht, sich auf eine nationale Bildungsstrategie zu einigen.

Also werden in manchen Bundesländern Schüler auch weiterhin mit "Turbo-Abitur" und 50 Wochenstunden Arbeitsaufwand malträtiert, während andere entspannt nach 13 Jahren ihre Hochschulreife erlangen. Burn-out oder Bummelabiturient - was für eine Wahl!

Hauptsache, man muß nicht auf das verpönte Bildungs-Modell der DDR zurückgreifen. Auch wenn es sich bewährt hat und von unser aller Lieblingsvorbild Finnland erfolgreich kopiert wurde. Ja, man kann auch in 12 Jahren Schulzeit alles Notwendige lernen (einschließlich Naturwissenschaften), ohne sämtliche Freizeitaktivitäten wie Sport oder soziales Engagement auf null zu reduzieren. Man sollte dafür einmal konsequent die Lehrpläne entrümpeln, statt ständig neue Inhalte aufzunehmen.

Welcher Schüler merkt sich heutzutage schon noch ein Leben lang all das für die Prüfung auswendig Gelernte? Kaum einer. Es muß wohl am didaktischen Sachverstand der früheren Lehrer gelegen haben, daß die ältere Generation bis heute Gedichte, Lieder oder mathematische Lehrsätze aufsagen kann. Oder waren unsere Eltern einfach fleißiger und lernten mehr? Oder ist es am Ende die vielfach gescholtene mediale Reizüberflutung, die Kinderhirne überansprucht und zur dauerhaften Verwahrung relevanter Informationen untauglich macht?

Was auch immer die Gründe sein mögen, fest steht jedenfalls, daß eine gemeinsam abgestimmte Vorgehensweise der Länder dringend vonnöten wäre, um das deutsche Bildungssystem international konkurrenzfähig zu erhalten.

Aber außer einer mißglückten - und daher zum Teil zurückgenommenen - "Rechtschreibreform", die den Namen nicht verdient, bringt die Kultusministerkonferenz anscheinend nichts zustande.

Expecting your final decision...

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Autosuggestion

Da hat nun also die Bundesregierung ein 500-Milliarden-Euro Hilfs- und Rettungspaket für die taumelnden Banken geschnürt, die Aktienkurse steigen wieder zaghaft - und dennoch werden die ewigen Skeptiker nicht müde, die große Krise zu beschreien:

"Deutschland am Rande einer Rezession", jaulen sie, und es ist, als versetzten sie damit der lahmenden Konjunktur den Todesstoß.

Liebe Berufspessimisten, schon mal drüber nachgedacht, daß negative Nachrichten und omnipräsente "Befürchtungen" nichts anderes als schlechte Ergebnisse zeitigen werden? - Quasi ein Automatismus.

Warum nicht alternativ ein positives Signal setzen, voller Zuversicht und Optimismus, um sich dann von dessen durchschlagender Wirkung verblüffen zu lassen?

Alles eine Frage der Einstellung.

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Unkenrufe...

Ich kann es nicht mehr hören: jeden Tag neue Hiobsbotschaften von der Börsenfront. Dax im Keller, Nikkei-Index ebenso, Banken kurz vor der Pleite.

Und als würde das nicht reichen, die mediale Panikmache: "Steht uns eine neue Weltwirtschaftskrise bevor?" Der Goldpreis steige stetig. "Verkaufen Sie Ihre Aktien und Fondsanteile!" Jeder vierte Deutsche habe bei seiner Bank angerufen, um zu erfragen, ob seine Ersparnisse sicher seien. Was will man uns damit bedeuten? "Ihr anderen drei sorgt Euch wohl nicht um Euer Geld, daß Ihr nicht anruft?"

Vielleicht haben auch drei von vier Deutschen kein oder zumindest nicht genügend Spargeld, als daß Befürchtungen darum sich lohnten? Oder werden von anderen, viel profaneren Sachverhalten in Beschlag genommen, zum Beispiel der Frage, wovon die Heizkosten für den Winter zu bestreiten seien? Spätestens, wenn die Rechnung für den gefüllten Gas- oder Öltank ins Haus flattert, hat sich das Thema "Geld auf dem Sparkonto" ohnehin erledigt.

Und überhaupt: Ca. 90% der deutschen Unternehmen seien nicht-börsennotierte Mittelständler. Die nach Expertenmeinung über ausreichend Kapitaldeckung verfügen, um auch eine mittelfristige Verknappung von Krediten ohne Liquiditätsprobleme überstehen zu können. Zudem hielten nur rund 10% der Bevölkerung Aktien, weshalb auch die Berichterstattung von der Börse nur eine Minderheit tangieren müsse. Wie sagte Rudolf Dreßler so schön: "Die Börse hat nichts mit der realen Wirtschaft zu tun."

Wie beruhigend.

Samstag, 4. Oktober 2008

Don't panic!

Nun gut, da haben also vor zwei Jahren kriminelle Elemente sensible Kundendaten von T-Mobile entwendet.

Medialer Aufschrei: Namen und Adressen seien in falsche Hände geraten! Auch Prominente betroffen!

Selbstverständlich ist Datendiebstahl kein Kavaliersdelikt. Aber wenn die Telekom den Mißbrauch bereits 2006 der Staatsanwaltschaft gemeldet hat und seitdem niemand zu Schaden gekommen ist - wozu dann heute - zwei Jahre später - eine solche Aufregung?

Oder würden die Übeltäter wirklich soviel Zeit verstreichen lassen, bevor sie zuschlagen, statt sich sofort ans Werk zu machen? Nach dem Motto: warten, bis Gras über die Sache wächst?

Wenigstens diese Gefahr dürfte ja mithin gebannt sein.

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Nachtrag: Piraten!

Na also: Endlich hat die EU beschlossen, Marine gegen die Piraten vor der Küste Somalias einzusetzen.

Gewiß ist die Anmerkung korrekt, daß sich das Problem nur an Land wirksam und nachhaltig lösen lasse, weil die Seeräuber dort ihre Rückzugsgebiete hätten. Dazu fehle der EU jedoch die Befugnis.

Aber Präsenz zeigen ist immerhin besser, als gar nichts zu tun, oder? Wie lautet denn die Alternative? Die Hände in den Schoß legen und tatenlos zusehen, wie die Weltmeere zum rechtsfreien Raum werden?!

Wohl kaum...

Dienstag, 30. September 2008

Piraten!

Seit Wochen und Monaten werden am Horn von Afrika Schiffe gekapert und deren Besatzungsmitglieder als Geiseln genommen.

Offenbar fühlt sich die internationale Staatengemeinschaft hierfür nicht zuständig. Oder warum gebietet dem räuberischen Treiben niemand Einhalt? Ist es wirklich weniger teuer, ständig horrende Lösegelder zu zahlen?

Bedauerlich auch, daß Piraterie für viele Einwohner des vom Bürgerkrieg zerstörten Somalia die einzig lohnenswerte Einnahmequelle zu sein scheint.

Kriminalität als Perspektive?

Samstag, 27. September 2008

Erster Chinese auf Weltraumspaziergang

Gut, die Chinesen untermauern ihren Anspruch, eine Weltmacht zu sein. Dazu gehört natürlich auch ein eigenes Raumfahrtprogramm.

Wirklich? Warum nur eifern die chinesischen Machthaber so besessen den anderen Großmächten USA und Rußland nach, die ebenfalls lieber Unsummen in die Erschließung und "Urbarmachung" des Alls investieren, als die notleidenden Teile ihrer Bevölkerung mit dem Grundlegendsten zu versorgen?

Aber ja, selbstredend ist die Bekämpfung von Elend und Armut nicht halb so schlagzeilenträchtig und prestigefördernd wie ein Astro-, Kosmo- oder Taikonaut, der schwerelos durchs Universum schwebt.

Und der nächste Schritt ist dann die eigene Weltraumstation. Hurra, noch mehr Schrott und Müll irdischer Abkunft in den endlosen Weiten des Alls! Als genügten die zahllosen Satelliten nicht.

Doch es gilt: gleiches Recht für alle! Was Europäer und Amerikaner dürfen, kann auch den Chinesen niemand verwehren.

Und hey: Angeblich dienen ja all diese Anstrengungen ohnehin nur Forschung und Wissenschaft. Denn womöglich braucht die Menschheit in nicht ach so ferner Zukunft tatsächlich einen "Ausweichplaneten", wenn sie die Erde vollends unbewohnbar gemacht haben wird.

So what...

Donnerstag, 25. September 2008

s-Fehler oder High S[au]ciety?

Wieso sagen eigentlich sämtliche deutschsprachigen Fernsehköche "Sose" mit stimmhaftem s-Laut zu Beginn der zweiten Silbe?

Handelt es sich dabei etwa um eine fachsprachliche Artikulation von Soße/Sauce, ähnlich der von Glosse?

Oder können die wirklich alle kein Französisch?

Mittwoch, 24. September 2008

Finanzkrise

Ja ja, die aktuellen Erschütterungen der weltweiten Finanzmärkte bestätigen meine schlimmsten Vorurteile:

Selbsternannte Experten vernichten Kapital. Staat und Regierung müssen einspringen und milliardenschwere Bürgschaften leisten. Menschen verlieren Ihre Arbeit. Aber: "Wir konnten Schlimmeres verhindern!" Gut, angesichts der Gefahr einer neuen Weltwirtschaftskrise fallen 40 000 Arbeitsplätze weniger vielleicht nicht sonderlich ins Gewicht. Hm, aber die Betroffenen sehen das womöglich ganz anders?...

Die Börse: ein seltsamer Verein, der Glücksritter und Banditen magisch anzuziehen scheint. Ein gigantischer Abenteuerspielplatz für große Kinder. Spannender als Roulette und Poker. Und in etwa ebenso unberechenbar.

Oder warum sind die Prognosen für gewöhnlich nicht annähernd so zuverlässig wie die Wettervorhersage?

Samstag, 20. September 2008

Mogelpackung Luther?

Hm, da warnt ein Historiker davor, Martin Luther zu glorifizieren. Er habe auch schlechte Seiten gehabt. Wirklich? Oh, Wunder! Haben wir die nicht alle? Und weiter, es könne nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, daß er seine berühmten Thesen tatsächlich 1517 angeschlagen habe. Falls überhaupt. Es sei nämlich nicht sicher, ob so viel Text überhaupt auf die Tür der Schloßkirche gepaßt habe. Oder auf irgendeine andere Tür.

So weit, so gut. Natürlich sollte man das Wirken historischer Persönlichkeiten kritisch hinterfragen. Aber steht denn eine Heiligsprechung Luthers ernsthaft zur Debatte, daß man nun den Versuch unternimmt, ihn so völlig zu demontieren und der Lächerlichkeit preiszugeben? Verlangen die US-amerikanischen Fundamentalchristen etwa danach? Schon möglich.

Jedoch in Zeiten, da der Reformationstag in der Wahrnehmung vieler Kinder und auch Erwachsener gänzlich durch Halloween verdrängt wird, scheint derlei herbe Kritik eher unangebracht. Oder dient dieser "Anti-Luther-Feldzug" vielleicht ebenjenem Ziel, den 31. Oktober Spuk und marodierenden Kinderhorden zu übereignen? Die späte Rache der Katholiken?

Ach übrigens, daß Luther kein Held, sondern im Gegenteil ein ziemlicher Hasenfuß war, ist auch nichts Neues. Hat man früher in der Schule gelernt.

Jedenfalls im atheistischen Osten...

Sonntag, 14. September 2008

Telekom-Werbeterror

Eine Frage an die Verantwortlichen der Telekom: Muß eigentlich in fast jeder Werbepause Paul Potts "Nessun dorma" singen? Glaubt Ihr nicht auch, daß Puccinis grandiose Arie dadurch zum Pausenfüller herabgewürdigt wird?

Nun ja, natürlich verfehlt es seine Wirkung nicht: Gänsehaut auf Abruf, alle 25 Minuten. Man fühlt sich als Zuschauer wie einer der berühmten Pawlowschen Hunde, Druck auf die Tränendrüsen statt Speichelfluß...

Ist Euch das egal, weil Ihr Euch davon größeren Zuspruch für Eure Telefon- und Onlinedienste erhofft?

Paul Potts, "der Mann aus der Telekom-Werbung" (Plakat) oder auch spöttisch "der singende Telefonverkäufer" (mdr info; ziemlich clever, weil in zweifacher Hinsicht zutreffend!) erobert inzwischen die Hitparaden und tritt bei allen nur erdenklichen Anlässen (sogar Fußballspielen!) auf - als fürchte er selbst die Vergänglichkeit seines Ruhms.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Der Erfolg sei ihm gegönnt. Er singt wirklich herzergreifend.

Aber: Seine omnimediale Dauerpräsenz ruft bei mir mittlerweile Abwehrreaktionen hervor. Derart, daß ich jedes Mal wegschalte, sobald besagter Werbespot anfängt!

Ist es das, was Ihr wollt, liebe Freunde von der Telekom?

Montag, 25. August 2008

Kaukasus II

So so, der russische Föderationsrat hat für die Unabhängigkeit Abchasiens und Südossetiens votiert.

Und was ist mit Tschetschenien?

Mittwoch, 20. August 2008

Spielball Kaukasus

Ist den am Georgien-Konflikt beteiligten "Großmächten" eigentlich klar, wie inkonsequent ihre Positionen sind?

USA und EU befürworten die Erhaltung der territorialen Integrität Georgiens, einschließlich aller abtrünnigen Gebiete. Die Russen hingegen machen sich für die Souveränität Südossetiens stark.

Im Hinblick auf das Kosovo nehmen die Konfliktparteien seltsamerweise eine konträre Haltung ein: Hier fordert Rußland bis heute, die Einheit Serbiens solle gewahrt bzw. wiederhergestellt werden, während US-Amerikaner und Rest-Europäer entschieden für die Autonomie des kleinen Balkanlandes eintreten.

Was lernen wir daraus? - Politik wird nicht von Prinzipien und unumstößlichen Überzeugungen gelenkt, sondern einzig von kalkulierten Interessen und persönlichem Vorteil.

Nichts Neues also.

Freitag, 15. August 2008

Informationsdefizit

Heute eine Frage zum Georgien-Konflikt:

Warum kann niemand sagen, wer nun eigentlich schuld ist am Ausbruch der kriegerischen Auseinandersetzungen auf dem Balkan?

- Das läßt sich nicht so leicht beantworten.
- Natürlich, da ist zum einen Rußland mit seinem neu erwachten Großmachtdenken, das die Eigenständigkeit Georgiens nicht akzeptieren will und deshalb die nach Autonomie strebenden Regionen Südossetien und Abchasien nur zu gern unterstützt. Auf der anderen Seite stehen die USA, die Anfang der Neunziger Jahre mitgeholfen haben, Georgien als unabhängigen Staat zu installieren, um für das aserbaidschanische Erdöl einen Korridor zum Schwarzen Meer zu schaffen. Und schließlich, mittendrin, befinden sich Georgien und seine abtrünnigen Provinzen, von konträren Interessen getrieben.

All dies ist bekannt.

Aber wer hat nun die derzeitige Eskalation herbeigeführt? Die Georgier, weil sie, wie die Russen behaupten, "ethnische Säuberungen" in Südossetien durchführten? Oder die Russen, indem sie sich in innergeorgische Angelegenheiten einmischten und versuchen, die georgische Regierung zu stürzen oder zumindest zu destabilisieren? Wer ist Aggressor und wer ist Opfer? Sind die Russen vielleicht doch die edlen Ritter, die den bedrängten Südosseten zu Hilfe eilen? Oder darf dies nicht wahr sein, weil die USA das Gegenteil verlautbaren?

Wo ist der neutrale Berichterstatter, der uns Aufklärung bringt?

Mittwoch, 6. August 2008

Bad News

Hurra, unsere Atomkraftwerke sollen noch weitere 14 Jahre am Netz bleiben!

Danke, Atomlobby, prima eingefädelt! Warum auch auf alternative Energien setzen? Wo wir doch sowieso schon eine erhöhte Uran-Konzentration im Trinkwasser haben? Spielt es da überhaupt noch eine Rolle, ob das Gift nun aus der Luft oder dem Boden kommt?

Ist doch ohnehin alles verseucht, möchte man meinen...

Alles ist vergiftet.

"We Feed The World"

Habe gestern den vielzitierten und allseits diskutierten Film über industrialisierte Nahrungsmittelproduktion gesehen.

Keine Frage, ich fühle mich auf jeden Fall schuldig im Sinne der Anklage. Brasilianische Regenwälder werden abgeholzt, um unsere Hühner mit Sojafutter zu mästen. Engagierte Fischer werden von schwimmenden Fischfabriken ausgebootet, weil wir im Supermarkt nur die billigsten Lebensmittel kaufen.

Woran aber liegt das? Würden wir nicht alle nur noch Bio-Produkte wählen, wenn wir sie bezahlen könnten? Ist das eine bequeme Ausrede? Sollten wir nicht bereit sein, einen größeren Teil unseres Einkommens für Nahrung auszugeben? Und dafür auf andere Dinge zu verzichten?

Schlimm ist auch, daß es keine 100%ig richtige Lösung zu geben scheint. Kaufe ich Eier aus Körnerfütterung, rette ich damit den Regenwald und das Klima, vergifte aber eventuell mich selbst, weil der Boden mit Dioxin verseucht ist. Spende ich für hungernde Menschen in Afrika oder Südamerika, sichere ich deren Überleben, unterstütze jedoch zugleich skrupel- und gewissenlose Machthaber, die trotz hoher Staatseinkünfte aus dem Verkauf von Erdöl, Diamanten oder Zuckerrohr kein Geld für die notleidende Bevölkerung erübrigen.

Das ist auch eine sehr komfortable Entschuldigung: Weil ich die Welt nicht auf einen Schlag und in Gänze verbessern kann, tue ich lieber gar nichts! Ist es da noch verwunderlich, daß sich nichts ändert?

Wie lautet nun das Fazit? Was ist zu tun? - Jeder von uns entscheidet tagtäglich, was ihm wirklich wichtig ist.

Prioritäten lenken Leben.

Freitag, 1. August 2008

Nachtrag: Pressefreiheit

Wer hätte das gedacht: China hat nach Protesten die Zensur im Pressezentrum der Olympia-Stadt Peking gelockert!

- Danke, geht doch! Empörung und Entrüstung sind also keineswegs vergebens. Die chinesische Regierung verlangt es nach öffentlicher Akzeptanz und Anerkennung. Das sollte sich die internationale Staatengemeinschaft zunutze machen. Und nicht davor zurückschrecken, Kritik zu äußern. Übrigens nicht nur im Umgang mit China.

Hoffen wir für die Zukunft das Beste.

Donnerstag, 31. Juli 2008

Pressefreiheit bei den Olympischen Spielen

Bravo, IOC! Das habt Ihr ja prima hingekriegt: Peking erhält den Zuschlag für die Olympischen Sommerspiele 2008 und darf nach Lust und Laune die internationale Presse durch Zensurmaßnahmen gängeln.

- So war das gar nicht geplant? - Ach nein, wie schön, welch hehre Vorsätze das Olympische Komitee ursprünglich hatte. Alles sollte frei und friedlich vonstatten gehen. Nur leider kam dann Tibet dazwischen. Und plötzlich wurde klar, daß die chinesische Regierung sich keinen Deut um westliche Demokratievorstellungen schert. Überraschung! Aber gut, seitdem zogen einige Monate ins Land, die Total-Boykottdrohungen sind mittlerweile vom Tisch, man könnte ja eventuell der Eröffnungsfeier fernbleiben?

- Wenn das kein Zeichen von Entschlossenheit ist! - Lieber läßt man sich von den chinesischen Machthabern vorführen, man hat ja ohnehin keine Wahl. Schließlich wollen wir doch den Sportlern ihr wunderbares Event nicht kaputtmachen. Und den Sponsoren sowie dem IOC nicht das einträgliche Geschäft. Oder den ausländischen Investoren nicht ihre Milliardengewinne am chinesischen Markt.

Die Weltmacht China darf also nach Belieben unsere Politiker an der Nase herumführen. Wer aufmuckt oder offenkundig zuwiderhandelt, wird mit diplomatischer Nichtbeachtung und gegebenenfalls Wirtschaftssanktionen abgestraft - wir erinnern uns an den Besuch des Dalai Lama in Deutschland oder die Kritik des französischen Präsidenten an der chinesischen Tibetpolitik.

Daß sich aber auch die Sportfunktionäre diesem Druck beugen, ist unverständlich. Mangel an Rückgrat muß man das nennen. Warum sonst gibt es keinen Aufschrei unter den verantwortlichen Organisatoren? Ein bedauerndes Schulterzucken, ein "Da kann man leider nichts machen". Und das war's?

- Wozu denn die ganze Aufregung? China hat ja den Journalisten eine ungehinderte Sportberichterstattung zugesichert, wo liegt das Problem? Es geht doch nur um Sport, oder? - Nein, nicht ganz, liebe Freunde. Irgendwann einmal in grauer Vorzeit gab es da den Gedanken der Völkerverständigung und des friedlichen Miteinanders, der durch die Spiele gefördert und verbreitet werden sollte.

Was ist davon geblieben?

Dienstag, 29. Juli 2008

Blinde Zerstörungswut

Heute Meldung bei MDR info:

Unbekannte Chaoten haben die Rosariumbahn in Sangerhausen geschändet! Bei der in einer Halle geparkten Lokomotive und ihren Waggons wurden Fensterscheiben eingeworfen, der Ganghebel abgebrochen und Hakenkreuzschmierereien angebracht.

Soll das etwa ein politisches Statement sein?

Mittwoch, 23. Juli 2008

Tricastin, Romans-sur-Isère, Saint-Alban oder: Der Mythos von der sicheren Atomenergie

So so, Atomenergie ist also sicher? Die "Energie der Zukunft" gar? Und umweltfreundlich?

- Tja, pardon, Monsieur Sarkozy, schade, CDU... Warum nur häufen sich dann derzeit die Zwischenfälle in französischen Atomanlagen?

Sind die bösen Medien schuld, die plötzlich jedes noch so "ungefährliche Ereignis" zur Beinahe-Katastrophe hochstilisieren, im Kampf gegen die "saubere" Atomenergie?

Und damit den Atomstromlobbyisten ihren wunderschönen PR-Schachzug "Zurück zur Atomenergie" vermiesen?

- Gut, daß wir sie haben, unsere unverbesserlichen Umweltaktivisten und investigativen Journalisten! Auch wenn letztere an dieser Stelle (ob diverser Sprachpannen) oft kritisiert werden, sind sie dennoch unabkömmlich für Information und freie Meinungsbildung.

Und sie verschweigen uns auch nicht die Tatsache, daß wir abhängig sind von Öl und Uran. Noch immer. Wann endlich kommt die vielbeschworene "Wende in der Energiepolitik", die nicht durch Subvention von Biodiesel alles noch schlimmer macht?

Wir warten, liebe Politiker!

Sonntag, 20. Juli 2008

"ohne" + Akkusativ

Heute hat das Mammut eine Frage:

Wie kommt man darauf, "ohne dem" [sic!] zu sagen?

Es heißt "ohne das"!

Interessanterweise würde wohl kaum jemand *"ohne dem Hund" o. ä. produzieren; bei der Struktur Präposition + definiter Artikel + Subjekt besteht das Problem der Kasuswahl also nicht. Vielmehr tritt es nur dann in Erscheinung, wenn "ohne" mit demonstrativem Artikel "das" verwendet wird.

Eine mögliche Ursache für die Wahl des Dativs anstelle des korrekten Akkusativs:

Tendenz zur Sprachökonomie: Der Sprecher will die Struktur vereinfachen und bildet "ohne dem" in Analogie zu "mit dem" mit Dativ, wodurch Syntagmen wie ?"mit oder ohne dem" möglich werden.

Vgl. dazu auch die Struktur Präposition + Personalpronomen: Zum Beispiel engl. "with or without you" vs. dt. "mit dir oder ohne dich", wobei hier anzumerken wäre, daß eine Verkürzung wie "mit oder ohne dich" grammatisch zu sein scheint, während *"mit oder ohne dir" nicht akzeptabel ist. Der Kasus des Personalpronomens wird demnach von der direkt vorausgehenden Präposition vergeben, in diesem Falle "ohne" (+ Akkusativ).

Gleiches gilt auch für Präposition + Demonstrativum "das": "mit oder ohne das" ist grammatisch, "mit oder ohne dem" hingegen allerhöchstens umgangssprachlich akzeptiert.

Es bleibt festzuhalten: Die Kasusrektion von "ohne" erfolgt nicht in Analogie zu der von "mit", d. h. "mit" regiert den Dativ, "ohne" jedoch den Akkusativ.

"mit dem"
"ohne das"

P. S.: Nun aber bitte nicht "ohne das" mit der Nebensatzeinleitung "ohne daß" verwechseln!

Donnerstag, 17. Juli 2008

In The End...

Hallo, liebe Freunde, es gibt Neues von MDR info.

Heute vormittag ereignete sich bei meinem Lieblings-Radiosender doch tatsächlich etwas, das die Hoffnung nährt, es gäbe dort eine alles überwachende Kontrollinstanz zur Verhinderung der schlimmsten Sprachpannen.

Folgendes war passiert: In den 10-Uhr-Nachrichten vermeldete der Sprecher, Sachsen prüfe die Möglichkeit einer Verfassungsklage gegen die Gesundheitsreform der Bundesregierung. Hierauf wurde der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich mit den Worten zitiert, "im Endeffekt" [sic!] drohten der sächsischen Bevölkerung dadurch finanzielle Umverteilungen = Einbußen in Höhe von 300 Millionen Euro.

So ich das vernommen, graute es mir gar sehr. War es nun schon so weit gekommen, daß man selbst im öffentlich-rechtlichen, mithin gebührenfinanzierten Rundfunk mit derlei Schwachheiten konfrontiert wurde? Schwanken zwischen Kopfschütteln und blankem Entsetzen.

Eine halbe Stunde später, der Puls hatte sich wieder beruhigt, die 10.30-Uhr-Nachrichten: Dieselbe Meldung, Warten auf die betreffende Stelle, doch siehe da! - "schlußendlich" sagt der Nachrichtenmann. Zeichen und Wunder, ungläubiges Staunen. Hat da etwa jemand interveniert? Ein wackerer Radiohörer, der zum Telefonhörer griff? Ein aufmerksamer Chefredakteur, der seinen Pflichten Genüge tat? - Ich weiß es nicht, werd' es wohl auch nie erfahren.

Und doch, schön war's. Zu wissen, man ist nicht allein. Es gibt noch andere, die sich daran stören. Großartig!

Wen kümmert's da, daß "schlußendlich" eigentlich auch nicht der korrekte Ausdruck war? Ist es doch als landschaftlich markiert. Neutral und unverfänglich hätte es demnach heißen müssen: "letztendlich". Ganz schlicht und einfach.

Übrigens: Welche Worte Stanislaw Tillich nun ursprünglich gewählt hatte, entzieht sich meiner Kenntnis.

Mittwoch, 9. Juli 2008

All You Can Eat?

Schön und gut, daß es solch seltsame Dinge wie eine "Weltmeisterschaft im Würstchen-Wettessen" überhaupt gibt, aber ist dies tatsächlich relevant für die Berichterstattung vorgeblich seriöser Medien und Nachrichtensender?

Sicher, als Appetithäppchen für "zwischendurch" haben sie vielleicht eine Berechtigung inmitten all der gewichtigen und für gewöhnlich schwerverdaulichen Beschlüsse und Katastrophen. Oder unterschätze ich damit die Tragweite eines weltbewegenden Ereignisses wie der "Hotdog-WM"? Bringt sie nicht Menschen verschiedenster Kulturen zusammen, um ... ja, wozu eigentlich? - Um sich binnen kürzester Zeit völlig sinnlos mit Würstchen vollzustopfen.

Na, wenn das kein gelungener Beitrag zur Völkerverständigung ist! Danke, MDR info, danke, Tagesspiegel, daß Ihr uns daran teilhaben laßt!

Montag, 30. Juni 2008

Bezahlen Sie mit Ihrem guten Namen...

Im Kleingedruckten für ein Abonnement der Zeitschrift freundin fand sich folgendes Kuriosum:

"Der Versand ist nur innerhalb Deutschlands möglich und erfolgt per Nachname."


Vielleicht sollte man das doch noch mal von der Rechtsabteilung überprüfen lassen?

Montag, 23. Juni 2008

Trix & Flix vs. Goleo VI

Seltsam, nun liegt die letzte Fußball-WM schon zwei Jahre zurück und noch immer finden sich Leute, die nicht müde werden, das damalige Maskottchen Goleo zu schmähen.

Er habe keine Hose getragen und die Zunge hing ihm aus dem Maul.
- Wer kommt denn auf die absurde Idee, ein Maskottchen nach menschlichen Maßstäben zu bewerten? Ist ein Plüschtier halbnackt, weil es "nur" ein T-Shirt trägt? Hat sich je irgend jemand daran gestört, daß dieser abscheuliche Samson aus der Sesamstraße mit seiner merkwürdigen Knollnase für gewöhnlich splitterfasernackt (bis auf die Turnschuhe) auftrat? - Ich finde, da wird wirklich mit zweierlei Maß gemessen.

Wenn man einen Menschen in ein Goleo-Kostüm steckt, sieht das natürlich lächerlich aus. Ebenso wie bei Donald Duck oder Micky Maus geht jedwede zuvor eventuell vorhandene Niedlichkeit durch die Überdimensionierung verloren. Aber als Comic-Figur, Kuscheltier oder Schlüsselanhänger verfügen sie sehr wohl über eine gewisse Possierlichkeit. Verbitterten Miesmachern in der Mitte des Lebens wird dies verborgen bleiben. Aber wem sich einmal Gelegenheit bot, begeisterte Kinder beim Anblick von Goleo-Figürchen "ooh, wie süß!" jubeln zu hören, der weiß um die wahre Zielgruppe der Maskottchen.

Und die Bemerkung, "Trix & Flix" seien bessere Namen als "Goleo", entbehrt ja wohl jeder Grundlage. Wo bleibt denn da bitte schön die Originalität? Bedeuten "Trix & Flix" irgend etwas? Man vergleiche "Goleo VI": "gol" = span. 'Tor', "leo" = lat. 'Löwe', "VI" = das WM-Jahr 2006. Kann der Name eines Maskottchens bedeutungsschwangerer sein als dieser? Wer wollte den Erfindern Goleos ernsthaft einen Mangel an Kreativität nachsagen? Einzig den Bezug zu Deutschland könnte man bei der Namensgebung vermissen, aber erstens ist eine WM ja eine globale Angelegenheit, bei der etwas Internationalität nicht schaden kann, und zweitens: Wo bleibt etwa die Verbindung zu den EM-Gastgeberländern bei "Trix & Flix" (abgesehen von der Farbgebung ihrer Kleidung, aber die gab es bei Goleos schwarzweißem Shirt ja auch!)?

Oder liegt es einfach daran, daß Goleo das deutsche Maskottchen war, und Deutsche tatsächlich immer alles schlechtreden müssen, was aus ihrer Heimat kommt?

Welche Beziehung haben eigentlich Österreicher und Schweizer zu Trix & Flix?

Sonntag, 22. Juni 2008

Zum Numerus von "Niederlande"

Dieser Beitrag richtet sich an alle ach so klugen Sport-Moderatoren im ZDF (Kerner, Rethy), die gestern den ganzen Abend lang von "der Niederlande" [sic!] sprachen.

Meine Güte, sollte ihnen tatsächlich noch niemand gesagt haben, daß "die Niederlande" ein Plural ist?! (Genauer gesagt: ein Pluraletantum, d. h. ein Substantiv, das ausschließlich im Plural belegt ist!) Und daß demnach im Nominativ der Anschluß mit einem Verb im Plural erfolgen muß (z. B.: Die Niederlande haben das Spiel verloren.)?!

Also, für alle Zukurzgekommenen, die auch noch immer von "der USA" [sic!] reden, obwohl es sich bei den USA ebenfalls um einen Plural handelt (nämlich die United States of America = die Vereinigten Staaten von Amerika):

Das Neutrum "Land" hat zwei Pluralformen: "die Lande" und "die Länder". "Länder" wird als unmarkierter Plural gebraucht, während die Verwendung von "Lande" mit dem sprachstilistischen Merkmal "gehoben" gekennzeichnet ist. Somit liegt für die beiden Pluralformen ein Gebrauchsunterschied vor, der z. T. auch als Bedeutungsdifferenzierung interpretiert wird: "die Lande" ('eine Region als Ganzes')/"die Länder" ('Einzelregionen')*.

Sprachgeschichtlich läßt sich die Doppelform des Plurals bis ins Mittelhochdeutsche zurückverfolgen: Durch die seit germanischer Zeit übliche Stammsilbenbetonung kam es zu einer Abschwächung der Nebensilben. Nun war "land/lant", wie viele andere Neutra auch, im Nominativ und Akkusativ Plural endungslos. Um eine Differenzierung zwischen Singular und Plural zu ermöglichen, gab es einen Analogie-Ausgleich, im Zuge dessen der "-er"-Plural einiger Neutra (z. B. lamb - lember > neuhochdeutsch: Lamm - Lämmer) auf alle einsilbigen Neutra übertragen wurde. Daher rührt die Pluralform "Länder".

Eine andere Möglichkeit zur Numerusdifferenzierung war die Bildung des Nom./Akk. Pl. in Analogie zu den starken Maskulina (z. B. tag/tac - tage > nhd.: Tag - Tage). Auf diese Weise entstand der Plural "Lande". In der Zeit vom 15. bis zum 17. Jh. wurden beide Analogieformen nebeneinander verwendet, danach setzte sich zumeist die Neutra-Analogie (= die Pluralform auf "-er") durch. Deshalb ist "Länder" bis heute die gebräuchlichere Pluralform von "Land".

Dennoch sollten wir es respektieren, daß sich in der Bezeichnung "Niederlande" für unseren Nachbarstaat die weniger verbreitete Form "Lande" erhalten hat, und diese auch korrekt flektieren.

Ein Beispielsatz für jeden Kasus:

Nom.: Die Niederlande spielten gegen Rußland.
Gen.: Die Niederlage der Niederlande überraschte.
Dat.: Den Niederlanden gelang gestern kaum ein Spielzug.
Akk.: Wir wollen die Niederlande bei der WM 2010 wiedersehen.

Zur Erinnerung: "Niederlande" ist IMMER Plural!


* Quelle: Duden, Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. Hrsg. von der Dudenredaktion. 6., neu bearb. Auflage. Mannheim u. a.: 1998.

Montag, 16. Juni 2008

Integration und nationale Identität

Eine Frage hinsichtlich der allseits präsenten Fußball-Euphorie:

Wie kommt es, daß in Deutschland geborene Türken Fans der türkischen Elf sind, während im Ausland lebende Deutsche (in Deutschland geboren) zu Anhängern der Nationalmannschaft ihres jeweiligen neuen Heimatlandes (z. B. Polen, Brasilien) werden?

Als einzig mögliche Antwort auf diese Frage steht zu vermuten, es müsse an der mangelnden Integration der türkischstämmigen Deutschen liegen. Sie fühlen sich nicht als deutsche Staatsbürger, also können sie sich auch nicht mit der zugehörigen Fußball-Auswahl identifizieren. Klingt folgerichtig, oder?

Läßt diese Erkenntnis nun automatisch den Umkehrschluß zu, andere Nationen verstünden es besser, ihre Zuwanderer zu integrieren, weil deutsche Immigranten relativ schnell die Anschauungen ihrer Wahlheimat übernehmen?

Oder liegt es vielmehr an dem nicht bis kaum vorhandenen Nationalgefühl der Deutschen, daß sie sich in einer fremden Umgebung leicht anpassen können und wollen? Haben wir nicht alle immer noch ein mehr oder minder schlechtes Gewissen dabei, auf unser Land stolz zu sein, als Spätfolge von WK II und Nazi-Mitläufertum?

Die Vernünftigen werden einwenden: Es gibt keinen Grund, auf seine Abstammung stolz zu sein, da sie nicht unser Verdienst, sondern Zufall ist! - Stimmt natürlich, aber würden beispielsweise Brasilianer oder Türken dies genauso sehen? Ist es deshalb so attraktiv, Anhänger von deren Fußballnationalmannschaften zu sein, weil man hier unverkrampft und ganz selbstverständlich für seine Nation jubeln und skandieren darf?

Aber seit der WM 2006 hat sich diesbezüglich ja auch in Deutschland einiges getan, wie wir alle festgestellt haben dürften... Trotzdem bleibt die Frage, ob es Deutschen womöglich peinlich ist, im Ausland zu "ihrer" Mannschaft zu stehen?

Oder gibt ein Deutscher, der dauerhaft in einem anderen Land lebt, seine "alte" Identität völlig auf, um sich gänzlich in der neuen Heimat zu assimilieren, d. h. hört er auf, Deutscher zu sein?

Fragen über Fragen.

Donnerstag, 12. Juni 2008

Kühner Ast und Merte-Sacker?

Heute morgen sorgte ein MDR-info-Radiosprecher für Amüsement:

Er sprach zunächst von der Grünen-Politikerin "Kün-ast" und wenig später dann vom Fußballer Per "Merte-sacker". Da ist wohl offensichtlich die Silbengrenze etwas "verrutscht"... Vermutlich versuchte er, sich an den vermeintlichen Morphemgrenzen zu orientieren. Allerdings ist gerade bei Namen die Bedeutung der einzelnen Morpheme gegenwartssprachlich häufig verdunkelt und damit oft nur noch für Etymologen erschließbar.

Obwohl, bei "Mertesacker" liegt der Bezug zur landwirtschaftlichen Anbaufläche doch näher als zu einem ominösen Nomen agentis "xy-Sacker", oder?

Auch wenn ich mich ein wenig erheitere über diese Sprachpannen, sind mir solcherlei Schwierigkeiten keineswegs völlig fremd: Besonders bei der Artikulation von Ortsnamen des süddeutschen Raums stelle ich mir bisweilen die Frage nach der korrekten Silbengrenze. Beispiel gefällig? - Bitte schön: "Künzelsau"! Oder: "Neckarsulm". Bei letzterem erfuhr ich erst vor wenigen Wochen, daß es sich dabei nicht um einen in Neckarnähe gelegenen Ableger Ulms handelt. Oder falls doch, daß er jedenfalls nicht so ausgesprochen wird.

Was dem Ahnungslosen wahrhaft kompliziert erscheint, findet der Ortskundige einfach nur zum Schmunzeln... Wenn er sich nicht gar darüber verwundert, wie man überhaupt auf eine dermaßen abwegige Idee kommen konnte.

Donnerstag, 5. Juni 2008

Feindio! Mordio! - Keine Erleichterung?

Kaum zu glauben: Weil die Verantwortlichen im slowenischen Atomkraftwerk Krsko nach einer Unregelmäßigkeit das EU-weite Informationssystem zu Unrecht strapazierten, sehen sie sich plötzlich allgemeiner Kritik ausgesetzt.

Gut, es mögen ein paar Pannen passiert sein: Kühlwasser ausgetreten, falsches Formular ausgefüllt, Alarm ausgelöst... Aber mal ehrlich, sollten wir es nicht honorieren, daß man uns überhaupt informiert hat, wo doch sonst derlei Zwischenfälle für gewöhnlich unter den Teppich gekehrt werden?

Ist es nicht vielmehr löblich, mit welchem Übereifer die Slowenen versuchten, alles richtig zu machen? Warum das Ganze nicht als Übung für den (hoffentlich fernen!) Ernstfall betrachten?

Eine Art Probealarm, der zeigt, wie gut das Warnsystem doch funktioniert. Und was noch zu verbessern ist. Auch wenn sich die Frage stellt, ob uns das tatsächlich etwas nützen würde. Auf lange Sicht hilft hier nur die Abschaltung sämtlicher AKWs, aber derzeit mangelt es noch an ernstzunehmenden Alternativen, die eine lückenlose Versorgung garantieren könnten.

Bleibt festzuhalten: Lieber hundertmal falscher Alarm als einmal Super-GAU, oder?

Donnerstag, 29. Mai 2008

"austauschen" vs. "ersetzen durch"

Werbung im Privatradio. Eine Kinderstimme verkündet stolz: "Ich habe in meinem Puppenhaus alle Glühbirnen durch Energiesparlampen ausgetauscht."

An und für sich ein löbliches Ansinnen, nur leider grammatisch nicht korrekt formuliert. "austauschen" steht ohne Präposition. In der Semantik des Verbs ist die Bedeutung "durch ein Äquivalent ersetzen" bereits inhärent. "etwas austauschen" heißt also, "x1 durch x2 ersetzen", wobei "x" z. B. eine Glühlampe sein kann.

Handelt es sich, wie im oben geschilderten Fall, nicht um einen gleichwertigen Ersatz, läuft dies der Semantik von "austauschen" zuwider. Demnach ist die Aussage "etwas (x) durch etwas anderes (y) austauschen" nicht zulässig.

Der Satz hätte richtig lauten müssen: "Ich habe in meinem Puppenhaus alle Glühbirnen durch Energiesparlampen ersetzt."

Denn im Gegensatz zu "austauschen" ist "ersetzen" mit der Präposition "durch" kompatibel. Die Bedeutung läßt sich dabei wie folgt formalisieren: "etwas (x) anstelle von etwas anderem (y) verwenden". "ersetzen" ohne Präposition ist hingegen synonym mit "austauschen": "etwas1 (x1) anstelle von etwas2 (x2) verwenden".

Somit ist "ersetzen (durch)" hinsichtlich seiner Bedeutung weiter gefaßt als "austauschen": Wird das, was anstelle von x verwendet wird, nicht spezifiziert, impliziert "ersetzen" "x1 anstelle von x2 verwenden" = Äquivalenz. Findet dagegen eine Spezifizierung des alternativ verwendeten Gegenstands statt (z. B. "Glühlampe durch Energiesparlampe ersetzen"), liegt hier ein nicht äquivalenter Austausch vor = "etwas (x) anstelle von etwas anderem (y) verwenden".

Oder kurz zusammengefaßt:

austauschen (x1,x2)
*austauschen durch (x,y)

ersetzen (x1,x2)
ersetzen durch (x,y)

Man könnte nun argumentieren: "Wozu die ganze Aufregung, Kinder produzieren einfach von Zeit zu Zeit ungrammatische Sätze." - Richtig, allerdings wird Werbung eben nicht von Kindern, sondern von Erwachsenen gemacht. Und ich kann nichts Amüsantes daran finden, Kindern Fehler in den Mund zu legen. Wie sollen sie denn jemals eine Intuition für Sprachregeln entwickeln, wenn sie ständig mit mißlungenen Konstruktionen konfrontiert werden?

Warum traut man es einem Kind von heute nicht mehr zu, "ersetzen" zu sagen? Anscheinend war den Werbeleuten nicht bewußt, daß dieses als altmodisch empfundene Verb nicht in jeder Satzkonstruktion durch "austauschen" adäquat vertreten wird.

Die Sprache unter dem Joch der Beschränktheit...

Zum Genitiv Sgl. von "Autor"

Erschreckend, daß der Irrglaube, es handele sich bei "Autor" um ein schwaches Maskulinum, inzwischen auch vor Nachrichtensprechern des öffentlich-rechtlichen Fernsehens nicht mehr haltmacht.

Liebe Pseudo-Bildungselite, es heißt "des Menschen" und "des Elefanten", aber nicht "des Autoren"! "Autor" ist ein starkes Maskulinum und bildet dementsprechend seinen Genitiv Sgl. mit dem Kasusmarker "-s": "des Autors".

Alles andere ist schlichtweg falsch.

Dienstag, 20. Mai 2008

Ethos der Medizin

Heute ein Eintrag mit einer Woche Verspätung, Bezug nehmend auf die Sendung Maischberger vom 13.05.2008. Es ging u. a. um die Frage, welche Methoden der menschlichen Reproduktion erlaubt bzw. wünschenswert seien.

Eine konservative (und katholische) Ärztin vertrat die Meinung, Reproduktion mit medizinischer Hilfe sei abzulehnen, wenn sie auf natürlichem Wege versagt bleibe. Sie interpretierte das Ausbleiben bzw. die Unmöglichkeit einer Schwangerschaft durch Geschlechtsverkehr aus welchen Gründen auch immer (Mutter zu alt, Eltern homosexuell...) als Zeichen dafür, daß diese "von oben" (= von Gott?) nicht gewollt sei. Die Betroffenen sollten das akzeptieren und sich in Verzicht üben.

Nun, einerseits könnte man eine solche Ansicht respektive deren politische Durchsetzung als Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht der potentiellen Eltern betrachten. Zumal in Zeiten des fortschreitenden Bevölkerungsrückgangs. Lieber Kinder alter und/oder gleichgeschlechtlicher Eltern, als gar keine!? Andererseits hat es wahrscheinlich schon irgendeine Bewandtnis, daß die Natur uns Grenzen aufzeigt, oder?

Der ewig strebende Forscher würde hier erwidern: Grenzen sind da, um überwunden zu werden! Daß dies jedoch fatale Folgen haben kann, sehen wir zur Zeit in China. Riesige Staudämme, die, allen Warnungen der Vernunft zum Trotz errichtet, nach dem Erdbeben Tausende von Menschen in ihrer Existenz bedrohen. Keine Grenzen?

Trotzdem bleibt es schwierig, sich klar gegen "künstliche" Reproduktion auszusprechen. Immerhin wird auf diese Weise Leben geschaffen. Und das Argument, man solle auf medizinische Eingriffe verzichten, um der Natur nicht "ins Handwerk zu pfuschen", zöge eine fragwürdige Konsequenz nach sich: Müßten dann nicht auch alle lebensverlängernden oder -erhaltenden Maßnahmen wie z. B. Operationen und Transplantationen als Eingriff in die "natürliche Ordnung" abgelehnt werden?

Oder liegt hier ein Denkfehler vor? - Wer kann es wissen?

Montag, 19. Mai 2008

Gespannte Kurzvokale, Teil III

Es heißt nicht "Choohlera", sondern Cholera!

Auf daß endlich jemand den Verblendeten Erleuchtung verschaffe...

Sonntag, 11. Mai 2008

Volksverdummung

Liebe Mitarbeiter der PR-Abteilung von Zott: Da ist Euch ja ein echter Coup gelungen. Euer neues Molkerei-Produkt mit dem Namen "La Dessert" zu versehen, war wirklich eine geniale Idee. Bestimmt wird jeder sofort durchschauen, daß Ihr absichtlich den falschen, femininen Artikel "la" gewählt habt, um Eurem Joghurt neben französischer Raffinesse auch einen Hauch italienischer Leichtigkeit zu verleihen. Besonders alle, die des Französischen auch nur ansatzweise mächtig sind, werden sich über dieses gelungene Sprachspiel köstlich amüsieren.

Vielleicht aber werden alle mündigen Konsumenten, die sich nicht von ein paar überbezahlten Sprachdilettanten für dumm verkaufen lassen wollen, am Kühlregal einen großen Bogen um das neue Produkt machen. Solange, bis dessen scheußlicher Name in das korrekte "Le Dessert" oder etwas ganz anderes umgeändert wird.

Vorsätzlich Fehler zu machen, mag in der Jugend- oder Straßensprache modern sein. Für ein namhaftes Unternehmen ist es jedoch einfach nur peinlich, den offensichtlichen Mangel an Kreativität durch derlei erzwungene Originalität = Abweichung kaschieren zu wollen!

Da können einem echt alle Französischlehrer leid tun, die ihren Schülern diese Flausen hernach wieder austreiben sollen. Stimmt das weitverbreitete Vorurteil, daß Fernsehen und vor allem Werbung dumm macht, also doch?

Allerdings besteht noch Hoffnung auf Besserung: So wurde aus Dr. Oetkers Puddingdessert "Paula's" nach einiger Zeit heimlich, still und leise "Paula" ohne sächsischen Genitiv. Haben hier vielleicht ein paar Deutschlehrer ihre Stimme zum Protest erhoben, weil "Paulas" Hauptzielgruppe Kinder sind?

Weiter so!!! Nur mutig gestritten!

Euer ZOTTeliges Mammut

Donnerstag, 8. Mai 2008

Allzumenschliches

Was sind das nur für Menschen, die sich als Putzfrau kostümiert in eine Psychiatrische Klinik einschleichen oder davor in den Bäumen sitzen, um ohnehin bedauernswerten Kreaturen mittels Kamera das letzte bißchen Würde und Privatsphäre zu rauben?

Schlimm genug, daß es berechnende Individuen gibt, die für derlei Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeblich eine Mio. Euro bieten... Und dazu sensationslüsterne Konsumenten, die sich vor dem Kiosk respektive Fernsehgerät scharen würden, um diese betrachten zu können.

Grausiger Höhepunkt des Ganzen aber ist das skrupellose Ungeheuer, das zur Verwirklichung seiner perversen Fantasien nicht einmal vor der eigenen Familie zurückschreckt.

"Homo sum, humani nil a me alienum puto"?

Mittwoch, 30. April 2008

Prost Mahlzeit!

Ebenso wie bei der Bekleidungsproblematik (anziehen, aufsetzen usw.) scheint auch beim Thema Essen vielen Menschen die sprachliche Intuition bzw. die Logik innerhalb der Sprache völlig abhanden gekommen zu sein (so sie denn jemals vorhanden gewesen sein sollte).

Ein paar typische Beispiele:

*"Iß deine Suppe leer!"

*"Trink dein Glas auf!"

*"Iß deinen Teller auf!"


Alle diese Sätze sind semantisch nicht korrekt. Wieso? - Nun, weil sich nur Gefäße und Geschirr (= Gegenstände mit einer Aushöhlung/ Aussparung/ Vertiefung) füllen und alsdann wieder leeren lassen.

Hingegen kann man in der Regel weder Gläser noch Tassen noch Teller noch Schüsseln essen oder trinken (Ausnahme: eßbares Geschirr aus Waffelteig o. ä.).

Aufessen
und auftrinken bedeutet zudem, etwas zur Gänze zu verzehren, d. h. nichts bleibt davon übrig. Wer würde ernsthaft in Betracht ziehen, dergleichen mit Eßgeschirr oder Trinkgefäßen zu tun?

Die Beispielsätze müssen folglich richtig lauten:

"Iß deine Suppe auf!"

"Trink dein Glas leer!"

"Iß deinen Teller leer!"


Wohl bekomms!

Samstag, 26. April 2008

Ahmadinedschad, phonetisch

Das "h" in Mahmud Ahmadinedschad ist kein Dehnungszeichen (*[ma:ˈmu:d a:madi:neˈʒa:d]), sondern steht für einen stimmhaften laryngalen (bzw. glottalen) Frikativ, also einen Reibelaut, der durch gegenseitige Annäherung der Stimmlippen aneinander produziert wird.

IPA-Transkription des Vor- und Nachnamens: [mæɦˈmu:d æɦmædi:neˈʒɔ:d]

(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Mahmud_Ahmadinedschad)

Für einen Nicht-Arabisch- (bzw. Nicht-Persisch-)Sprecher ist es zweifelsohne nicht unproblematisch, diesen Laut zu artikulieren. Für diesen Fall empfiehlt es sich, anstelle des stimmhaften laryngalen Frikativs einen stimmlosen uvularen Frikativ (= Ach-Laut) zu produzieren.

Wie ich auf dieses Thema komme? - Ich sage nur: Schöne Grüße an mdr info!

Samstag, 19. April 2008

Für mehr Mitspracherecht!

Dieses Mal geht es um ein Thema, das dem Mammut schon länger unter den Nägeln brennt: die große, scheinbar alles umfassende Ohnmacht angesichts politischer, wirtschaftlicher und auch wissenschaftlicher Entwicklungen. In jedem dieser Bereiche werden tagtäglich Entscheidungen gefällt, die uns alle betreffen, unser Leben beeinflussen oder gar bedrohen. Trotzdem fragt niemand, ob man bereit ist, derlei gewichtige Beschlüsse mitzutragen.

Ja, dafür haben wir unsere gewählten Volksvertreter, aber mal ehrlich, fühlt sich jemand von diesen tatsächlich in seinen Überzeugungen vollauf repräsentiert? - Kaum vorstellbar, wenn man bedenkt, daß auch der Politiker nur ein Mensch ist, mit ganz eigenen Ansichten darüber, wie die Welt aussehen sollte. Davon abgesehen ereignen sich die von mir kritisierten Vorgänge größtenteils im Ausland, entziehen sich also der Einwirkung deutscher Politiker fast gänzlich.

Was nun konkret meinen Unmut erregte, waren erstens die Gen-Experimente in Großbritannien, bei denen aus tierischem und menschlichem Erbgut Stammzellen für Forschungszwecke erzeugt wurden. Daß damit in Zukunft Kranken geholfen werden könnte, schön und gut. Doch was ist mit den Risiken solcher - wie die Presse schrieb - "Frankenstein-Experimente"? Wer kann garantieren, daß nicht doch in einem geheimen Labor am "Übermenschen" oder willenlosen Arbeitssklaven gebastelt wird? Ganz zu schweigen von der ethischen Komponente dieser Problematik: Wenn es gewollt wäre, daß Menschen und Tiere gemeinsame Nachkommen zeugten, dann brauchte es dafür wohl keine Genetiker.

Zweitens die Versuche französischer Physiker, den Urknall zu simulieren. An und für sich eine spannende Angelegenheit. Nur: Es besteht die Möglichkeit, daß dabei ein Schwarzes Loch entsteht, in dem unsere ganze Erde verschwinden könnte. Die Physiker nehmen dieses Risiko billigend in Kauf - sie leugnen es nicht einmal. Wie sie mit dieser Verantwortung leben können, ist mir unverständlich.

Der Faustsche Forscherdrang kennt keine Grenzen. - Gut für uns, sonst würden wir heute noch in Höhlen hausen. Andererseits wären uns wohl auch Greuel wie Hiroshima oder Tschernobyl erspart geblieben.

Das dritte Ärgernis ist in meinen Augen die Börse. Wie das? Nun, ich kann einfach nicht begreifen, weshalb die Staatengemeinschaft sich von einem solch irrationalen Element abhängig macht. Und das ganz freiwillig. Ja, es geht um Kapital, Wechselkurse und Dividenden. Aber wie läßt sich die Gefahr verdrängen, daß die ganze Weltwirtschaft in einen fatalen Abwärtstrend mit hineingezogen wird wie derzeit wegen der US-Hypothekenkrise, nur weil sich in e i n e m Land Bankiers und Finanzmanager verspekuliert haben? Natürlich sind die USA nicht irgendein Land, sondern die größte Wirtschaftsmacht der Welt. Trotzdem halte ich diese selbstgewählte Abhängigkeit vom Börsenhandel für verhängnisvoll. Wenn es dort wenigstens nach den Regeln der Vernunft zuginge: ein Unternehmen, das verantwortlich wirtschaftet, macht Gewinn. - Keineswegs. Die Anleger wollen auch etwas verdienen, warum nicht ein paar Mitarbeiter entlassen und die übrigen stärker in die Pflicht nehmen? Sehr schön, schon steigt der Aktienkurs. Jetzt noch schnell die Produktion in ein Niedriglohnland verlegt, da lacht das Herz des Aktionärs!

Doch ach und weh! "Die Börse ist neben Zahlen v. a. eines: Psychologie", sagte vor einigen Wochen ein Sparkassenfinanzberater. Wie recht er damit hat! Schon vor Jahren ergab eine Studie, daß am Montag die Kurse steigen, wenn die Aktienhändler am Sonntag davor Erfolge auf dem Golfplatz erzielen. Oder der US-Präsident droht Iran wieder einmal mit militärischer Intervention, um dessen angebliche Bestrebungen zur Entwicklung von Atombomben zu durchkreuzen. Sofort steigt der Ölpreis und dem Autofahrer treten an der Tankstelle Tränen in die Augen - warum? Ganz einfach, die Börsianer "haben Angst". Die Irrationalität der wenigen Verantwortlichen drückt allen anderen aufs Portemonnaie. Kann man diesen Irrsinn gutheißen?

In diesen Kontext passen auch die sogenannten "Wirtschaftsweisen", die ihre Prognosen zur Entwicklung der ökonomischen Lage kundtun dürfen, nur um diese ein halbes Jahr später zu korrigieren. Hat sich eben doch alles ganz anders entwickelt. Seltsam nur, daß es gerade die Qualifikation eines Wirtschaftsexperten ausmachen sollte, derlei Unwägbarkeiten der Zukunft zu berechnen. Oder was sonst hätten sie dem ahnungslosen Laien voraus, der ins Blaue hinein fantasiert?

Vermutlich bin ich ein Ignorant, der von all diesen Dingen nicht genug versteht. Aber bisweilen wünschte ich mir doch, es würde jemand nach meiner Meinung fragen...

Gegen Genmanipulationen! Keine Schwarzen Löcher! Wider Börsenspekulation und Finanzroulette!

Freitag, 11. April 2008

Dark Ages

Man stelle sich folgendes Szenario vor: Jemand geht in die Stadtbibliothek und fragt dort nach "Elementarteilchen" von Michel Houellebecq. Die völlig apathische Angestellte (man kann sie nicht "Bibliothekarin" nennen, das wäre eine Beleidigung für alle, die diesen Beruf mit Leidenschaft und Herzblut ausüben!) zuckt ahnungslos mit den Achseln und will den Besucher in die Physik-Abteilung schicken... So geschehen am heutigen Tage. Kaum zu glauben. Sollte sie tatsächlich noch nie von diesem Buch gehört haben? Und sie kann wirklich lesen? Und interessiert sich für Bücher?

Wir leben in dunklen Zeiten...

Montag, 7. April 2008

Liebliches Libyen, am Bache so rein...

Wieder einmal ergeht sich das Mammut an dieser Stelle in Medienkritik bzw. -schelte:

Mit anzuhören, wie absolut unkundige Möchtegern-Journalisten die Namen arabischer Staaten verhunzen, ist ein höchst zweifelhaftes Vergnügen, auf das ich gern verzichten würde.

Fall 1: Bahrain. Der Name des Königreichs im Persischen Golf wird oftmals einfach deutsch ausgesprochen, d. h. so wie er sich schreibt, mit einem langen "a", wobei das "h" als Dehnungszeichen interpretiert wird. Dem Durchschnittsbürger ist dies nicht zu verübeln, wer kennt schon alle Länder der Welt, aber von einem Medienvertreter darf man - denke ich - etwas mehr an (Aus-)Bildung erwarten.

Womöglich dünken sich diejenigen, die dergleichen sagen, auch noch im Recht, alldieweil Bahrain im Englischen [ba:ˈreɪn] artikuliert wird, also ebenfalls mit langem "a", ohne "h".

Das mag für das Englische richtig sein, da dieses nicht über einen velaren bzw. uvularen stimmlosen Frikativ (= Ach-Laut) verfügt. Das Deutsche hingegen zählt jenen sehr wohl zu seinen Sprachlauten, deshalb orientiert sich die deutsche Aussprache von Bahrain an der arabischen und lautet somit [baχˈraɪ̯n], mit einem Ach-Laut wie in Bach.

Fall 2: Libyen. Die Artikulation dieses Ländernamens wird zugegebenermaßen durch die im Deutschen ungewöhnliche Schreibung erschwert. Infolgedessen mutiert der nordafrikanische Staat nicht selten zu "Lybien", weil der Sprecher einfach nicht mehr weiß, "ob das 'y' nun vorn oder hinten steht". Im Gegensatz zu dem Personennamen Sibylle, der (wenngleich fälschlich) auch Sybille lauten kann, ist bei Libyen allerdings keine Vertauschung von "i" und "y" zulässig. Es sollte folglich entweder [ˈli:byən] oder [ˈli:biən] heißen, mit langem "i" in der ersten Silbe und kurzem "y" bzw. "i" in der zweiten.

Mögen den meisten Deutschen Libyen und Bahrain auch völlig gleichgültig sein, so gebietet es doch der Respekt vor anderen Völkern und deren Kultur, daß wir uns die (durchaus überschaubare) Mühe machen und die Namen fremder Staaten korrekt aussprechen.

Der Bach, der ist des Müllers Freund,
Und hellblau Liebchens Auge scheint...

Samstag, 5. April 2008

Makaber...

Ich wußte nicht, ob ich schmunzeln oder die Stirn runzeln sollte, als ich neulich bei meinem Lieblings-Radiosender mdr info (ich halte ihm noch immer die Treue) einen Bericht über die Begräbnis-Kultur in China hörte.

Der Raum für die letzte Ruhestätte sei knapp bemessen, hieß es darin, natürlich, in einem der bevölkerungsreichsten Länder der Erde. Anders dagegen auf einem "Luxus-Friedhof" in Schanghai, wo die ehemals Privilegierten und Gutbetuchten begraben liegen. Hier gebe es reichlich Platz pro Person. Was die Reporterin zu der lakonischen Bemerkung veranlaßte:

"Wer hier liegt, hat es geschafft."

Wie sagt man so schön: Das letzte Hemd hat keine Taschen. Oder mit Dynamite Deluxe: Und wenn du am Ende bist, bist du nicht am Ziel, sondern tot.

Sonntag, 30. März 2008

Oje, o weh, ojemine!

Eine neue sprachliche Unsitte breitet sich aus: Die Adverbien "jemals" und "je" werden anstelle von "... aller Zeiten" verwendet.

Zwei typische Beispiele:

Das beste Video jemals. Die größte Erfindung je.

Dabei handelt es sich um Eins-zu-eins-Übersetzungen der englischen Struktur "... ever", z. B. The best video ever. Inwieweit diese Verwendungsweise im Englischen akzeptabel ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Im Deutschen jedoch sind "jemals" und "je" als nachgestellte Attribute ganz eindeutig ungrammatisch.

Aber eben genau darin besteht ja der Reiz dieser syntaktischen (Fehl-)Konstruktion: auf der immerwährenden Suche nach Veränderung kommt den Neuerern eine Anomalie gerade recht, garantiert sie doch die erwünschte Aufmerksamkeit der Adressaten.

Fragt sich nur, ob deren Reaktion positiv oder negativ ausfällt.

Die unkritische Masse wird's schon schlucken, wie so vieles andere zuvor... Und bald wird es dann an jeder Straßenecke zu hören sein, und in der Werbung sowieso.

Schade eigentlich, daß Sprache allen offensteht...

Statt mich über eine ohnehin unabänderliche Tatsache zu ärgern, sollte ich vielleicht versuchen, das Warum zu ergründen. Et voilà, ich finde folgende Erklärung: "ever" wird in den meisten Fällen mit "je" oder "jemals" übersetzt. Die inakzeptable Verwendung als nachgestelltes Attribut resultiert also möglicherweise aus einem Übersetzungsfehler, der die syntaktischen Beschränkungen von "je" und "jemals" (vermutlich aus Unwissenheit) ignorierte. Hernach wurde jene wohl ursprünglich unbeabsichtigte (um nicht zu sagen: akzidentielle) Kreation dann mit dem Etikett "cool" oder "originell" versehen und erhielt auf diese Weise ihre höchst zweifelhafte Legitimation.

Das Zustandekommen der mißlungenen Übersetzung könnte durch die Konkurrenz der englischen Entsprechung von "... aller Zeiten", "... of all times" begünstigt worden sein. Derart, daß für "... ever" nach einer anderen Übersetzung gesucht wurde, weil "... aller Zeiten" schon als Pendant zu "... of all times" vergeben schien.

Ein etwas antiquiertes Gegenbeispiel: Der US-amerikanische Bibelfilm The Greatest Story Ever Told (1965) trägt in Deutschland den Titel Die größte Geschichte aller Zeiten.

Sprachwandel als Konstante.

Freitag, 28. März 2008

Zungenbrchr?

Heute geht es um Vokallosigkeit zwischen zwei Konsonanten, genauer gesagt zwischen "t"/"d" und "r" in einsilbigen Wörtern fremdsprachiger Herkunft.

Diverse Nachrichtensprecher tun sich mit der Artikulation dieser Lautfolgen außerordentlich schwer. So wird aus Al-Sadr (eigentlich assimiliert: As-Sadr) fast immer Al-Sadre, bisweilen auch Al-Sader. Autsch.

Ein anderes Beispiel ist der Vorname des HSV-Fußballers Piotr Trochowski, der von Medienleuten regelmäßig zu "Piotre" verunstaltet wird.

Ja, nicht jeder kann Russisch, Polnisch oder Arabisch, aber was ist mit Sprecherausbildung? Sprecherziehung?

Einfach rollen lassen... rrr!

Das knurrende Mammut

Mittwoch, 26. März 2008

Mammut, krisengeschüttelt

Hin und wieder unternimmt das Mammut einen Versuch, die Welt (oder zumindest den darin stattfindenden Sprachgebrauch) zu verbessern. Mit überaus bescheidenem Erfolg, wie man sieht:

Mäkelndes Mammut:

"Krise" schreibt man nicht mit "ie"...

Antwort:

(...) deutsche rechtschreibung lässt auch kriese mit ie schreiben.


- D a s Rechtschreibwörterbuch möchte ich sehen... Schön, daß wir in einer Zeit leben, wo jeder seine Regeln selbst erfindet. Danke, Kultusministerkonferenz! Anarchie und Chaos, sie leben hoch!

Soll ich es nun bedauern oder mich vielmehr glücklich schätzen, keine Lehrerlaufbahn eingeschlagen zu haben? Hätte ich dem Bürschchen sein Schreibheft um die Ohren hauen können... Aber körperliche Züchtigung ist ja verboten. Gut, also erklären wir dem jungen Mann, daß Krise aus dem Griechischen stammt, die deutsche Schreibung mit "i" sich somit am altgriechischen κρίσις orientiert und die deutsche Orthographie in ihrer bekannten Inkonsequenz Langvokale zwar häufig, aber keineswegs immer durch "ie" kennzeichnet.

Krisengebiet deutsche Sprache? Oder alles nur Pseudokrise?

Sonntag, 16. März 2008

Leipzig Book Fair

Mammut war auf der Buchmesse. So weit, so gut.

Doch das Mammut störte sich an der arroganten Attitüde, die das Personal der etablierten Verlage an den Tag legte. Selbstgefällig und gänzlich gleichgültig den Besuchern ihrer Stände gegenüber, standen oder saßen ständig Damen und Herren im Weg herum. Natürlich ist mir klar, daß auch der freundlichste Aussteller zuweilen seine strapazierten Venen entlasten und eine entspanntere Position einnehmen muß. Aber doch bitte nicht genau vor den Bücherregalen, so daß niemand mehr an die begehrten Objekte herankommt!

Scheinbar hat man es bei "den Großen" nicht nötig, sich um die Kunden zu bemühen. Kommen ja auch von selbst. Kaufen die Bestseller ohnehin. Messestand mit Alibi-Funktion. Dabeisein.

Schön, daß es da auch noch die kleineren Verlage gibt. Wo der Verlagsleiter persönlich am Stand steht und selbst am späten Nachmittag bereitwillig und freundlich lächelnd über seine Neuerscheinungen Auskunft erteilt. Weil es für ihn darauf ankommt. Buchmesse als Chance, nicht nur als lästige Pflichtübung.

Ein Anliegen, das Unterstützung verdient.

Montag, 10. März 2008

Mars-Mitbringsel mißfällt mißmutigem Mammut

Der Süßwarenhersteller Mars hat bei der Abnahme seiner neuen Amicelli-Anzeigenkampagne offensichtlich wenig Sorgfalt walten lassen. Wie sonst konnte es passieren, daß der öffentliche Raum mit Plakatierungen verunziert wird, die neben dem Claim auch folgende Formulierung enthalten:

"Die kann ich überall mitbringen."

Entschuldigung, die Damen und Herren Werbetexter, nicht alles, was womöglich gut klingt, ist auch tatsächlich grammatisch. Der oben zitierte Satz ist es jedenfalls ganz sicher nicht.

Ich darf zur Erläuterung des Problems den Wörterbucheintrag von "mitbringen" heranziehen:
  • mit|brin|gen [V.21, hat mitgebracht; mit Akk.] jmdn. oder etwas m. mit an den Ort bringen, an den man sich begibt; er hat einen Gast, ein Geschenk mitgebracht; er bringt für diese Aufgabe die nötigen Voraussetzungen mit [übertr.] er hat, besitzt für diese Aufgabe die nötigen Voraussetzungen
(aus: Wahrig Deutsches Wörterbuch, Bertelsmann)

Also: "jmdn. oder etwas mit an den Ort bringen, an den man sich begibt". Für einen korrekten grammatischen Satz mit dem transitiven Verb "mitbringen" braucht es somit ein Subjekt und ein Akkusativobjekt. Ein Beispiel: Sie bringt die Blumen mit.

Fakultativ kann noch eine Lokalbestimmung hinzugefügt werden, die den Ort, an den man etwas mitbringt, angibt.
Zum Beispiel: Peter brachte seine neue Freundin auf die Party mit. Anna brachte ihren Teddy mit in die Kinderkrippe.

Die lokale Adverbialbestimmung läßt sich mit wohin? erfragen. Zum Beispiel: Wohin brachte Peter seine neue Freundin mit? Antwort: Auf die Party. Wohin brachte Anna ihren Teddy mit? Antwort: In die Kinderkrippe. Das heißt, es handelt es sich in beiden Fällen um eine Richtungsangabe.

Die Konsequenz für den Amicelli-Satz lautet: "Die kann ich überall mitbringen" ist deshalb ungrammatisch, weil "mitbringen" nicht in Verbindung mit einem Ortsadverb (z. B. überall) funktioniert. Die Frageprobe verdeutlicht dies: *Wo kann ich die mitbringen? Antwort: Überall.

"mitbringen" verlangt nach einem Richtungsadverb (z. B. überallhin, überallher). Die Frageprobe erfolgt dann mit wohin? oder woher?. Zum Beispiel: Wohin kann ich die mitbringen? Antwort: Überallhin. Woher kann ich die mitbringen? Antwort: Überallher.

Die Amicelli-Werbung sollte demnach folgenden Wortlaut haben: "Die kann ich überallhin mitbringen."

Bring it on home to me...

Donnerstag, 6. März 2008

Wir marschieren Seit' an Seit', seid bereit!

Ist es nur so schwer, "seit" und "seid" auseinanderzuhalten?

Das sind doch zwei völlig verschiedene Wörter! Ja gut, wegen der Auslautverhärtung im Deutschen werden sie identisch ausgesprochen, das war es dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten.

So gehören "seit" und "seid" unterschiedlichen Wortarten an: "seit" kann entweder als Präposition mit Dativ auftreten (z. B. in seit langem, seit seiner Geburt) oder als Konjunktion (z. B. in seit sie da ist; seit wir uns kennen). Bei "seid" dagegen handelt es sich um die 2. Ps. Plural Präsens Indikativ von "sein" (z. B. in Seid ihr schon da?) (oder den Imperativ Plural Präsens von "sein", z. B. im sozialistischen Pioniergruß Seid bereit!).

Seltsamerweise wird nach meinen Erfahrungen kaum "seit" anstelle von "seid" verwendet, wohingegen der umgekehrte Fall, die fälschliche Ersetzung von "seit" durch "seid", recht häufig vorzukommen scheint.

Woran könnte das liegen? Sollte etwa die Verbform präsenter sein als die Präposition? - Kaum vorstellbar, wenn man bedenkt, daß sowohl in Texten als auch in der gesprochenen Sprache die betreffende Verbform ungleich seltener Verwendung findet als die entsprechende Präposition oder Konjunktion.
(Vgl hierzu: wortschatz.uni-leipzig.de, Suchanfrage: "seid", Ergebnis: Häufigkeitsklasse 12 (d.h. der ist ca. 2^12 mal häufiger als das gesuchte Wort), Suchanfrage: "seit", Ergebnis: Häufigkeitsklasse 5 (d.h. der ist ca. 2^5 mal häufiger als das gesuchte Wort))

Offensichtlich ist die Frequenz nicht ausschlaggebend für dieses Problem. Eine näherliegende Erklärung wäre, daß Lehrer ihren Schülern so oft die Schreibung der wenig gebräuchlichen Form "seid" vor Augen führen, daß sich darob eine unlösbare Verwirrung im Schülerhirn entwickelt, die zeitlebens nicht mehr zu beheben ist. Es wäre Aufgabe einer Studie, dies zu be- bzw. widerlegen. Oder aber all meine Hypothesen sind müßig, weil die hier angeprangerten Fehlleistungen in Wirklichkeit wieder einmal nur der Gedankenlosigkeit geschuldet sind, mit der heutzutage vielerorts geschrieben wird.

Generell gilt: Vielleicht sollten wir etwas mehr lesen, anstatt nur noch fernzusehen...

Mittwoch, 27. Februar 2008

Zähneknirschen, Kieferknacken

So manchem scheint die Unterscheidung zwischen den Homonymen Kiefer1 und Kiefer2 große Schwierigkeiten zu bereiten, wie folgendes Zitat beweist:

"Es war ein tiefes, herzhaftes Gähnen, das ihre Kiefern [!] knacken ließ (...)."

Zur Erklärung eine Gegenüberstellung der Wörterbucheinträge für Kiefer1 und Kiefer2 (aus: Duden, Bd. 1, Die deutsche Rechtschreibung):

1. Kie|fer, die; -, -n (ein Nadelbaum)

2. Kie|fer, der; -s, - (ein Schädelknochen)

Kiefer1 hat feminines Genus und im Plural in allen vier Kasus ein "-n" als Kasusmarker. Kiefer2 hingegen ist ein Maskulinum, das einzig im Dat. Pl. den Kasusmarker "-n" nimmt, im Nom., Gen. und Akk. Pl. jedoch endungslos bleibt.

Da das oben angeführte Zitat eindeutig auf Kiefer2 Bezug nimmt, sollte der dort verwendete Akk. Pl. demnach grammatisch korrekt "Kiefer" lauten.

Also: "Es war ein tiefes, herzhaftes Gähnen, das ihre Kiefer knacken ließ (...)."

Ein paar Beispielsätze:

Kiefer1:
Nom. Pl.: "Die Kiefern wiegten sich sanft im Sommerwind."
Gen. Pl.: "Die Stämme der Kiefern hatten alle einen ähnlichen Umfang."
Dat. Pl.: "Mit den Kiefern verschwanden auch die Buchen, Birken und Eichen."
Akk. Pl.: "Sie gingen in den Wald und betrachteten die Kiefern, die seit dem letzten Sommer ein gutes Stück gewachsen waren."

Kiefer2:
Nom. Pl.: "Seine Kiefer schmerzten."
Gen. Pl.: "Der zunehmende Verschleiß seiner Kiefer beunruhigte ihn."
Dat. Pl.: "Es wird davon abgeraten, Nüsse mit den Kiefern aufzuknacken."
Akk. Pl.: "Durch den täglichen Verzehr von Haferflocken hatte sie ihre Kiefer arg strapaziert."


Das zornige Mammut verabschiedet sich für heute zähneknirschend mit zwei hölzernen Merksätzen:

Wenn Kiefern knacken, Stämme brechen,
kann diese nicht der Orthopäde retten.

Kranke Kiefer, die dich plagen? -
Kein Grund, den Holzfäller zu fragen!

Donnerstag, 21. Februar 2008

Bildungsnotstand manifestiert sich in Deutschland

Wieder einmal offenbarte ein öffentlich-rechtlicher Rundfunksprecher einen gravierenden Mangel an Allgemeinbildung: Durch wiederholte Fehlbetonung des Wortes "Manifest" wurde seine Unkenntnis diesen Begriff betreffend überdeutlich. Er sagte "Mánifest" mit Betonung auf der ersten Silbe, doch es handelt sich hier um ein endbetontes Fremdwort und muß also "Manifést" heißen.

Sollte inzwischen selbst bei einem vermeintlich seriösen Radiosender wie mdr info der Qualitätsanspruch so weit gesunken sein, daß solche Fehlleistungen von Moderatoren unbemerkt bleiben und - noch schlimmer - ständig wiederholt werden ?

Vielleicht ist es an der Zeit, den Sender zu wechseln.

Mittwoch, 20. Februar 2008

Nachtrag: Kleinstaaterei

Ja natürlich, ich habe gestern die zwei wichtigsten Beweggründe für das Streben nach nationaler Eigenständigkeit völlig außer acht gelassen: Neid und Mißgunst.

Beispiel Belgien: Die Flamen mißgönnen den wirtschaftlich weit weniger erfolgreichen Wallonen die aus ihrer Sicht unverdiente Teilhabe an ihren Gütern und Errungenschaften. Die Wallonen ihrerseits pochen auf den segensreichen Finanzausgleich, als sei er ein Naturgesetz.

Gleiches gilt für Katalonien, das sich nur zu gern völlig vom Rest Spaniens distanzieren würde, um seine Prosperität ungeteilt zu genießen.

Sollte diese Denkart Schule machen, wird demnächst in Deutschland vielleicht die Mauer wieder aufgebaut. Oder Bayern erklärt sich zum souveränen Staat...

Das sind ja schöne Aussichten!

Dienstag, 19. Februar 2008

Kleinstaaterei als einziger Ausweg?

Heute ein paar Fragen anläßlich der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo:

Weshalb braucht jede Volksgruppe und/oder religiöse Gemeinschaft ihren eigenen Staat?

Nach oft jahrelangen blutigen Auseinandersetzungen ist die Sehnsucht nach Frieden, Freiheit und Recht auf Selbstbestimmung überaus verständlich, aber: Kann dies tatsächlich nur auf dem Wege der Separation erreicht werden?

Bringt die Trennung nicht vielmehr neue Probleme mit sich, allen voran die Diskriminierung der nun entstandenen ethnischen/religiösen Minderheit, die oftmals zuvor die herrschende Klasse stellte, und deshalb so verhaßt ist, daß Racheaktionen gegen sie keine Seltenheit bleiben?

Auf diese Weise wird die Spirale der Gewalt nur schwer ein Ende finden.

Was wird aus den Serben im Kosovo oder den Juden in Palästina? Soll man sie zur Emigration zwingen, einen jeden in "seinen" Staat? Wird dadurch nicht neues Unrecht geschaffen?

Sind die Wunden so tief, daß einzig Stacheldraht und Grenzposten die Menschen davon abhalten, sich gegenseitig zu zerfleischen und in Stücke zu reißen?

Ja, das sind sie.

Wo aber bleibt das Ansinnen der Weltoffenheit, der Völkerverständigung, des kulturellen Austauschs, wenn jeder sich hinter seiner Grenze verschanzt und Andersartige ausgesperrt bleiben?

Wird damit nicht Nationalismus und Chauvinismus Vorschub geleistet?

Warum ist der Status einer weitgehend autonomen Region nicht ausreichend? Wenn Sprache, Religion und Bräuche keinem Zwang mehr unterworfen sind, wozu dann noch der eigene Staat?

Der Grund dafür liegt wohl darin, daß die zugesicherte Selbstbestimmung von der Zentralregierung allzu oft unterwandert und damit ad absurdum geführt wird.

Aber trifft dies z. B. im Falle des Baskenlandes zu? Oder gibt hier die Tatsache, daß das von Basken bewohnte und beanspruchte Gebiet sich über das Territorium zweier Staaten, Spanien und Frankreich, erstreckt, den Ausschlag für die Unabhängigkeitsbestrebungen? Endlich "ein einig Baskenland"?

Sollte eine Regierung, die Interesse an der Einheit ihres Staatsgefüges hat, nicht Sorge tragen, die Selbstentfaltung ihrer Volksgruppen zu ermöglichen?

Oder sind all diese Bemühungen hinfällig angesichts der Definition von "Nation" als "Abstammungsgemeinschaft", wonach jeder ethnischen Gemeinschaft ein eigener Nationalstaat zusteht?

Werden darum die Kurden in der Türkei drangsaliert, weil ihnen eine autonome kurdische Region nicht genügte, weil ihr Ziel ein vereinigtes "Kurdistan" wäre, einschließlich Gebieten des Irak, Irans und Syriens?

Oder sehnen sie sich nicht vielmehr nach Anerkennung - als Minderheit, mit eigener Sprache und zum Teil auch eigener Religion?

Erfreulicherweise hat sich die Akzeptanz der Kurden durch die türkische Regierung im Zuge der EU-Beitrittsverhandlungen in den letzten Jahren etwas verbessert. Es bleibt zu wünschen, daß dieser Konflikt in absehbarer Zeit einer friedlichen Lösung zugeführt werden kann, die hoffentlich von langer Dauer sein wird.

Etwa nach dem Vorbild Nordirlands, das von Irland als Teil Großbritanniens anerkannt wurde, aber für die Zukunft die Option einer Wiedervereinigung nicht gänzlich ausschließt, sollte sich die Mehrheit der nordirischen Bevölkerung dafür aussprechen.

Das wirksamste Mittel gegen Völkermord und Rassenhaß heißt Toleranz und Aufklärung. Nicht die Verschiedenheit der einzelnen Volksgruppen sollte betont werden, sondern ihre Gemeinsamkeiten als bindendes Element. So kann eine Nation Menschen mit unterschiedlicher Herkunft/Religion gemeinsame Heimat sein.

Mögen auch Albaner, Serben und Kosovaren einander eines Tages in Freundschaft in der EU begegnen!

Samstag, 16. Februar 2008

"Journalist", und nicht "Dschornalist"!

Warum gibt es kaum noch jemanden, der [ʒurna'lɪst] sagt? Liegt es daran, daß Englisch so modern ist? Oder können die einfach nur kein Französisch?

Merkwürdigerweise wird "Journalist" im englischen Sprachraum aber ['dʒɜ:nəlɪst] ausgesprochen.

Somit handelt es sich bei [dʒorna'lɪst] um eine Aussprachevariante, die weder im Englischen noch im Französischen korrekt ist. Eine Chimäre, die von all jenen gebraucht wird, die weder richtig Englisch noch Französisch sprechen. Und Deutsch schon gar nicht. Sonst wüßten sie nämlich, daß das Deutsche im Falle von "Journalist" auf die französische Aussprache zurückgreift.

Die Freunde des Sprachwandels werden den Kopf schütteln ob meiner Klage. Sie werden sagen: "Sprache verändert sich, sie hat sich immer verändert." Womit sie natürlich recht haben.

Und in der Entwicklung von ['dʒɜ:nəlɪst] hin zu [dʒorna'lɪst] würden sie vermutlich ein erfreuliches Zeichen der Anpassung an das Lautsystem der deutschen Sprache sehen.

Womit dann auch diejenigen das passende Argument hätten, die [ʃorna'lɪst] (oder noch besser: ['ʃornalɪst]) sagen. Das ist dann wenigstens konsequent.

Ein Hoch auf die Assimilation!

Sonntag, 10. Februar 2008

Kuriositätenkabinett

Welch seltsame Blüten treibt doch die Sprache bisweilen...

Nachfolgend drei Unfälle aus der Sprachproduktion, die sich am gestrigen Samstag in Funk und Fernsehen ereigneten:

1.) "Wir hinken soweit zurück." - Gemeint war eigentlich: "Wir liegen soweit zurück."

Fazit: Es handelt sich dabei wohl um eine unfreiwillige Wortkreuzung (Kontamination) aus "hinterherhinken" und "zurückliegen".


2.) "Ich habe eine gute Beziehung mit dem Trainer."

Vielleicht führen Spieler und Trainer tatsächlich eine glückliche Paarbeziehung, man weiß es nicht. Selbst in diesem Falle wäre jedoch die gewählte syntaktische Struktur nur im mündlichen Sprachgebrauch akzeptabel. Eine wie auch immer geartete Beziehung erfordert mindestens zwei Beteiligte, deshalb sollte folgender Variante (ohne Präpositionalobjekt) der Vorzug gegeben werden: "(Der Trainer und ich,) Wir führen eine gute/glückliche Beziehung."

Die (vermutlich) vom Sportler intendierte Aussage hätte hingegen lauten müssen: "Ich habe eine gute Beziehung zum Trainer."

Bei dieser Formulierung kann der Sprecher sicher sein, daß seine Äußerung nicht mißverstanden wird.

Noch besser wäre es allerdings, zu sagen: "Ich habe ein gutes Verhältnis zum Trainer" bzw. "Mein Verhältnis zum Trainer ist gut".

(Auch hier würde wiederum die Verwendung der Präposition mit auf eine amouröse Zweierbeziehung schließen lassen.)


Und nun zum dritten Fall aus der Rubrik "Gewollt und nicht gekonnt":

"(...) ohne dabei an Autorität einzubüßen."

Erneut eine unfreiwillige Wortkreuzung (Kontamination); dieses Mal aus "etwas einbüßen" und "an etwas verlieren". "einbüßen" steht niemals zusammen mit der Präposition an! Es hätte also richtig heißen müssen: "(...) ohne dabei Autorität einzubüßen" bzw. "(...) ohne dabei an Autorität zu verlieren".

Ja, natürlich ist Irren menschlich und niemand vor Fehlern gefeit. Auch das Mammut nicht. Gleichwohl kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, der schon im Altertum befürchtete Untergang des Abendlandes stünde nun unmittelbar bevor.

Wie wäre es mit etwas mehr Self-Monitoring?

Freitag, 8. Februar 2008

"Brötchen" vs. "Semmel"?

Heute ist das Mammut einmal nicht zornig, sondern nur nachdenklich. Wie das?

Mammut war zu Besuch in Semmelland. Es wollte seinen hungrigen Magen mit etwas füllen, also verfiel es auf den Gedanken, sich ein belegtes Brötchen zu kaufen. Darum begab es sich in eine Bäckerei (neudeutsch: "Back-Shop") und mußte nun dort der Verkäuferin mitteilen, worauf seine Wahl gefallen war. Auf dem Schild in der Auslage war zu lesen "Käsesemmel". Was tun? Verlangt man ein "Käsebrötchen" und riskiert, nicht verstanden bzw. schief angeguckt zu werden, oder überwindet man seine Hemmungen, sich eines fremden Idioms zu bedienen, und bestellt brav, was auf dem Schild steht?

Mammut wollte keinen Zusammenprall der Kulturen provozieren und fügte sich widerwillig. Verräter. Feigling. Opportunist.

Seither kann es jedoch nicht aufhören, sich nach der Herkunft der zwei unterschiedlichen Wörter zu fragen und zog deshalb ein etymologisches Wörterbuch zu Rate*. Hier das Ergebnis der Konsultation:

Das von "Brot" derivierte Diminutivum "Brötchen" mit der Bedeutung "kleines brotförmiges Gebäck, Semmel" ist seit dem 18. Jh. gebräuchlich.

"Semmel" leitet sich ab von lat. simila "feingemahlenes Weizenmehl". Bereits im Mittelhochdeutschen entwickelte sich dann die Bedeutung "Brot aus Weizenmehl; Brötchen". Das Wort "Semmel" wurde folglich schon sehr viel früher als das Wort "Brötchen" zur Bezeichnung des Weizenbackwerks verwendet.

Es wäre interessant, in die Kulturgeschichte der Semmel/des Brötchens einzutauchen, um herauszufinden, ob das kleingestaltige Weizengebäck eine Erfindung der Süddeutschen ist. Oder vielleicht sogar der alten Römer?

Oder aber die Wahl der Benennung sagt nichts über die Entstehung aus, sondern beleuchtet nur zwei verschiedene Aspekte desselben Referenten/Denotats: "Semmel" nähme demnach Bezug auf das Material/die Zutat bzw. den Hauptbestandteil, aus dem das Gebäck gefertigt wird. "Brötchen" hingegen referierte dann auf dessen äußere Gestalt bzw. Form.

So handelt es sich denn bei "Semmel" und "Brötchen" ausschließlich um regionale Varianten, ohne daß sich daraus eine Wertung ableiten ließe.


*Drosdowski, Günther (Hrsg.) (1989): Duden >>Etymologie<<: Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache. 2., völlig neu bearb. u. erw. Aufl. Der Duden, Bd. 7, Mannheim, Wien, Zürich.

Montag, 4. Februar 2008

"gehängt" vs. "gehangen" oder: Die Anziehungskraft der Unwissenheit

Was macht Ignoranz so attraktiv? Warum haben gedankenlose Personen allem Anschein nach Spaß daran, die intransitive Perfektform von "hängen" ("gehangen") zu verwenden, wo eigentlich die transitive ("gehängt") angebracht wäre?

Besonders weit verbreitet ist diese Unart unter den Mitarbeitern einer namhaften Fast-Food-Kette. Dort hört man dann schreckliche Sätze wie z. B.: "Hast Du schon Patties gehangen?" Antwortet man darauf korrekt: "Ich habe den Korb in die Friteuse gehängt", stößt man auf Unverständnis oder im schlimmsten Falle sogar auf Mißbilligung und Ablehnung.

Doch auch im privaten Umgang bleibt man von derlei Auswüchsen nicht immer verschont. So kann es passieren, daß man mit einer Aussage wie "Er hat die Wäsche aufgehangen" konfrontiert wird. Dann schüttelt man sich innerlich und möchte am liebsten laut schreien (und manchmal tut man es auch): "Er hat die Wäsche aufgehängt!!!"

Leider verhallen solche Zurechtweisungen in der Regel, ohne einen Lerneffekt beim Gegenüber zu bewirken. Daher ist es nicht ausgeschlossen, daß dem geplagten Grammatikliebhaber bereits wenig später etwas zu Ohren kommt wie "Sie hat das Bild an die Wand gehangen."

Diese beharrliche Stupidität treibt den Adressaten dieser Abscheulichkeit fast in den Wahnsinn und für einen Augenblick ist er geneigt zu wünschen, das Bild wäre dem Sender derselbigen auf den Kopf gefallen, damit er endlich versteht, daß es heißen muß: "Sie hat das Bild an die Wand gehängt."!!!

Besserung ist nicht in Sicht. Vielleicht lesen Sie deshalb bald an dieser Stelle: "Das Mammut schreibt nicht mehr. Es hat sich vor Kummer aufgehängt."

Sonntag, 27. Januar 2008

Theodizee

Anläßlich des heutigen Holocaust-Gedenktages eine Stellungnahme zu der oft gehörten Aussage, man könne nach Auschwitz nicht mehr an Gott glauben:

Nicht Gott hat Auschwitz zugelassen, sondern die Menschen, seine Geschöpfe, die mit freiem Willen ausgestattet selbst wählen dürfen, ob sie ihrem Nächsten Gutes oder Böses tun.

Daß wir leider zu oft zugunsten des Übels entscheiden und uns vor allem der unterlassenen Hilfeleistung schuldig machen, liegt in unserer eigenen Verantwortung.

Nicht Gott sollten wir daraus einen Vorwurf machen, sondern uns selbst, unserer Gleichgültigkeit und Selbstsucht, die nur zu gern einhergeht mit siechem Ethos und welker Moral.

Würden wir alle unseren zwischenmenschlichen Verpflichtungen genügen, wäre die Welt eine bessere und der Himmel auf Erden nicht mehr weit. Dazu brauchte es keine Wunder. Nur die alltägliche Anteilnahme und Bereitschaft, füreinander einzustehen.

Da die meisten von uns aber sehr gut wegsehen können, wenn sie mit Elend konfrontiert werden, und im entscheidenden Moment moralischer Prüfung versagen, werden Völkermord und Vernichtungskriege auch in Zukunft nicht der Vergangenheit angehören.

Wir sind die schweigende Mehrheit. Wir tragen eine Mitschuld. Darum laßt uns wachsam sein!

Samstag, 26. Januar 2008

Zum Genus von "Prospekt"

Ist es korrekt, wenn in einer deutschen Tageszeitung auf "das beiliegende Prospekt" verwiesen wird? - Ganz klar: Nein!!! Ich zitiere dazu das Deutsche Universalwörterbuch des Duden Verlages: "Pros|pekt, der, österr. auch: das (...)". Fazit: In Deutschland heißt es "der Prospekt"!!!

Es wäre schön, wenn nicht ständig die unreflektierten Äußerungen Unwissender von Gleichgültigen (oder umgekehrt) wiedergekäut würden!

Dieser Wunsch wird sich wohl nicht erfüllen, auch weil inzwischen jeder Trottel bei der Zeitung oder beim Fernsehen arbeiten darf, selbst wenn er weder über Sprachgefühl noch -kenntnis verfügt.