Dienstag, 20. Mai 2008

Ethos der Medizin

Heute ein Eintrag mit einer Woche Verspätung, Bezug nehmend auf die Sendung Maischberger vom 13.05.2008. Es ging u. a. um die Frage, welche Methoden der menschlichen Reproduktion erlaubt bzw. wünschenswert seien.

Eine konservative (und katholische) Ärztin vertrat die Meinung, Reproduktion mit medizinischer Hilfe sei abzulehnen, wenn sie auf natürlichem Wege versagt bleibe. Sie interpretierte das Ausbleiben bzw. die Unmöglichkeit einer Schwangerschaft durch Geschlechtsverkehr aus welchen Gründen auch immer (Mutter zu alt, Eltern homosexuell...) als Zeichen dafür, daß diese "von oben" (= von Gott?) nicht gewollt sei. Die Betroffenen sollten das akzeptieren und sich in Verzicht üben.

Nun, einerseits könnte man eine solche Ansicht respektive deren politische Durchsetzung als Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht der potentiellen Eltern betrachten. Zumal in Zeiten des fortschreitenden Bevölkerungsrückgangs. Lieber Kinder alter und/oder gleichgeschlechtlicher Eltern, als gar keine!? Andererseits hat es wahrscheinlich schon irgendeine Bewandtnis, daß die Natur uns Grenzen aufzeigt, oder?

Der ewig strebende Forscher würde hier erwidern: Grenzen sind da, um überwunden zu werden! Daß dies jedoch fatale Folgen haben kann, sehen wir zur Zeit in China. Riesige Staudämme, die, allen Warnungen der Vernunft zum Trotz errichtet, nach dem Erdbeben Tausende von Menschen in ihrer Existenz bedrohen. Keine Grenzen?

Trotzdem bleibt es schwierig, sich klar gegen "künstliche" Reproduktion auszusprechen. Immerhin wird auf diese Weise Leben geschaffen. Und das Argument, man solle auf medizinische Eingriffe verzichten, um der Natur nicht "ins Handwerk zu pfuschen", zöge eine fragwürdige Konsequenz nach sich: Müßten dann nicht auch alle lebensverlängernden oder -erhaltenden Maßnahmen wie z. B. Operationen und Transplantationen als Eingriff in die "natürliche Ordnung" abgelehnt werden?

Oder liegt hier ein Denkfehler vor? - Wer kann es wissen?

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