Donnerstag, 13. November 2008

Gewichtige Erkenntnis oder schwerwiegender Irrtum?

Im Rahmen der 3sat-Sendung "wissen aktuell: wahrhaft nahrhaft" wurde gestern die These präsentiert, dicke Menschen seien vielleicht doch nicht selbst schuld an ihrem Übergewicht.

Hierzu wurde auf Forschungsergebnisse aus Versuchen mit Ratten und Mäusen verwiesen, die belegen, daß die Verwertung der Nahrung von der Beschaffenheit der Darmflora abhängt. Fanden sich im Verdauungstrakt der Nager überdurchschnittlich viele Bakterien einer bestimmten Kultur, so neigten die entsprechenden Tiere zu ungesunder Leibesfülle. Ihre Artgenossen, die weniger Bakterien dieser Kultur im Darm beherbergten, waren dagegen rank und schlank.

Ist dies nun der Beweis, daß Übergewicht bzw. die Neigung dazu tatsächlich angeboren und somit unausweichlich ist? Haben jetzt alle, die ständig zuviel essen, endlich die willkommene Ausrede?

Ganz so einfach macht es uns die Wissenschaft dann doch nicht: Es wurde lediglich der Nachweis dafür erbracht, daß eine hohe Konzentration des Darm-Bakteriums die Verdauung von Ballaststoffen verändert - sie werden stärker aufgespalten. Infolgedessen ziehen die betroffenen Nager aus der gleichen Menge an aufgenommener Nahrung mehr Energie. Wird diese zusätzliche Energie nicht durch einen höheren Verbrauch aufgezehrt, speichert der Körper sie in seinen Fettzellen. Es entsteht Übergewicht.

Diese Erkenntnis läßt sich wohl eins zu eins auf den menschlichen Organismus übertragen.

Aber ist dies wirklich neu? Ein Durchbruch der Forschung? - Wohl kaum. Damit wurde jetzt endlich nachgewiesen, was der Volksmund schon lange als "guten" oder "schlechten Futterverwerter" bezeichnet.

Was lernen wir also daraus? - Menschen, die vermuten, sie könnten ebenfalls viele ballaststoffspaltende Bakterien im Darm haben, müssen dann eben einfach etwas weniger essen als vergleichbare Individuen ohne "Bakterienüberschuß". Ungerecht, sicher. Aber die Forschung wird sich mühen, allen Leidgeplagten bald ein Arzneimittel zur Linderung zu offerieren. Wo Bewegung doch so unangenehm und unzumutbar ist.

Und die Hersteller ballaststoffreicher Getreidekost könnten sich künftig vielleicht nicht mehr ganz so laut der diätunterstützenden Wirkung ihrer Produkte rühmen...

Zumindest liefert diese Studie eine plausible Erklärung für die erstaunliche Tatsache, daß manche Menschen mit einer Nudel-, andere mit einer Eiweiß- oder dritte mit einer Trennkostdiät und ähnlichem erfolgreich ihr Gewicht reduzieren.

Ein jeder nach seiner Fac,on...

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