Sonntag, 27. Januar 2008

Theodizee

Anläßlich des heutigen Holocaust-Gedenktages eine Stellungnahme zu der oft gehörten Aussage, man könne nach Auschwitz nicht mehr an Gott glauben:

Nicht Gott hat Auschwitz zugelassen, sondern die Menschen, seine Geschöpfe, die mit freiem Willen ausgestattet selbst wählen dürfen, ob sie ihrem Nächsten Gutes oder Böses tun.

Daß wir leider zu oft zugunsten des Übels entscheiden und uns vor allem der unterlassenen Hilfeleistung schuldig machen, liegt in unserer eigenen Verantwortung.

Nicht Gott sollten wir daraus einen Vorwurf machen, sondern uns selbst, unserer Gleichgültigkeit und Selbstsucht, die nur zu gern einhergeht mit siechem Ethos und welker Moral.

Würden wir alle unseren zwischenmenschlichen Verpflichtungen genügen, wäre die Welt eine bessere und der Himmel auf Erden nicht mehr weit. Dazu brauchte es keine Wunder. Nur die alltägliche Anteilnahme und Bereitschaft, füreinander einzustehen.

Da die meisten von uns aber sehr gut wegsehen können, wenn sie mit Elend konfrontiert werden, und im entscheidenden Moment moralischer Prüfung versagen, werden Völkermord und Vernichtungskriege auch in Zukunft nicht der Vergangenheit angehören.

Wir sind die schweigende Mehrheit. Wir tragen eine Mitschuld. Darum laßt uns wachsam sein!

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