Samstag, 19. April 2008

Für mehr Mitspracherecht!

Dieses Mal geht es um ein Thema, das dem Mammut schon länger unter den Nägeln brennt: die große, scheinbar alles umfassende Ohnmacht angesichts politischer, wirtschaftlicher und auch wissenschaftlicher Entwicklungen. In jedem dieser Bereiche werden tagtäglich Entscheidungen gefällt, die uns alle betreffen, unser Leben beeinflussen oder gar bedrohen. Trotzdem fragt niemand, ob man bereit ist, derlei gewichtige Beschlüsse mitzutragen.

Ja, dafür haben wir unsere gewählten Volksvertreter, aber mal ehrlich, fühlt sich jemand von diesen tatsächlich in seinen Überzeugungen vollauf repräsentiert? - Kaum vorstellbar, wenn man bedenkt, daß auch der Politiker nur ein Mensch ist, mit ganz eigenen Ansichten darüber, wie die Welt aussehen sollte. Davon abgesehen ereignen sich die von mir kritisierten Vorgänge größtenteils im Ausland, entziehen sich also der Einwirkung deutscher Politiker fast gänzlich.

Was nun konkret meinen Unmut erregte, waren erstens die Gen-Experimente in Großbritannien, bei denen aus tierischem und menschlichem Erbgut Stammzellen für Forschungszwecke erzeugt wurden. Daß damit in Zukunft Kranken geholfen werden könnte, schön und gut. Doch was ist mit den Risiken solcher - wie die Presse schrieb - "Frankenstein-Experimente"? Wer kann garantieren, daß nicht doch in einem geheimen Labor am "Übermenschen" oder willenlosen Arbeitssklaven gebastelt wird? Ganz zu schweigen von der ethischen Komponente dieser Problematik: Wenn es gewollt wäre, daß Menschen und Tiere gemeinsame Nachkommen zeugten, dann brauchte es dafür wohl keine Genetiker.

Zweitens die Versuche französischer Physiker, den Urknall zu simulieren. An und für sich eine spannende Angelegenheit. Nur: Es besteht die Möglichkeit, daß dabei ein Schwarzes Loch entsteht, in dem unsere ganze Erde verschwinden könnte. Die Physiker nehmen dieses Risiko billigend in Kauf - sie leugnen es nicht einmal. Wie sie mit dieser Verantwortung leben können, ist mir unverständlich.

Der Faustsche Forscherdrang kennt keine Grenzen. - Gut für uns, sonst würden wir heute noch in Höhlen hausen. Andererseits wären uns wohl auch Greuel wie Hiroshima oder Tschernobyl erspart geblieben.

Das dritte Ärgernis ist in meinen Augen die Börse. Wie das? Nun, ich kann einfach nicht begreifen, weshalb die Staatengemeinschaft sich von einem solch irrationalen Element abhängig macht. Und das ganz freiwillig. Ja, es geht um Kapital, Wechselkurse und Dividenden. Aber wie läßt sich die Gefahr verdrängen, daß die ganze Weltwirtschaft in einen fatalen Abwärtstrend mit hineingezogen wird wie derzeit wegen der US-Hypothekenkrise, nur weil sich in e i n e m Land Bankiers und Finanzmanager verspekuliert haben? Natürlich sind die USA nicht irgendein Land, sondern die größte Wirtschaftsmacht der Welt. Trotzdem halte ich diese selbstgewählte Abhängigkeit vom Börsenhandel für verhängnisvoll. Wenn es dort wenigstens nach den Regeln der Vernunft zuginge: ein Unternehmen, das verantwortlich wirtschaftet, macht Gewinn. - Keineswegs. Die Anleger wollen auch etwas verdienen, warum nicht ein paar Mitarbeiter entlassen und die übrigen stärker in die Pflicht nehmen? Sehr schön, schon steigt der Aktienkurs. Jetzt noch schnell die Produktion in ein Niedriglohnland verlegt, da lacht das Herz des Aktionärs!

Doch ach und weh! "Die Börse ist neben Zahlen v. a. eines: Psychologie", sagte vor einigen Wochen ein Sparkassenfinanzberater. Wie recht er damit hat! Schon vor Jahren ergab eine Studie, daß am Montag die Kurse steigen, wenn die Aktienhändler am Sonntag davor Erfolge auf dem Golfplatz erzielen. Oder der US-Präsident droht Iran wieder einmal mit militärischer Intervention, um dessen angebliche Bestrebungen zur Entwicklung von Atombomben zu durchkreuzen. Sofort steigt der Ölpreis und dem Autofahrer treten an der Tankstelle Tränen in die Augen - warum? Ganz einfach, die Börsianer "haben Angst". Die Irrationalität der wenigen Verantwortlichen drückt allen anderen aufs Portemonnaie. Kann man diesen Irrsinn gutheißen?

In diesen Kontext passen auch die sogenannten "Wirtschaftsweisen", die ihre Prognosen zur Entwicklung der ökonomischen Lage kundtun dürfen, nur um diese ein halbes Jahr später zu korrigieren. Hat sich eben doch alles ganz anders entwickelt. Seltsam nur, daß es gerade die Qualifikation eines Wirtschaftsexperten ausmachen sollte, derlei Unwägbarkeiten der Zukunft zu berechnen. Oder was sonst hätten sie dem ahnungslosen Laien voraus, der ins Blaue hinein fantasiert?

Vermutlich bin ich ein Ignorant, der von all diesen Dingen nicht genug versteht. Aber bisweilen wünschte ich mir doch, es würde jemand nach meiner Meinung fragen...

Gegen Genmanipulationen! Keine Schwarzen Löcher! Wider Börsenspekulation und Finanzroulette!

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