Montag, 30. Juni 2008

Bezahlen Sie mit Ihrem guten Namen...

Im Kleingedruckten für ein Abonnement der Zeitschrift freundin fand sich folgendes Kuriosum:

"Der Versand ist nur innerhalb Deutschlands möglich und erfolgt per Nachname."


Vielleicht sollte man das doch noch mal von der Rechtsabteilung überprüfen lassen?

Montag, 23. Juni 2008

Trix & Flix vs. Goleo VI

Seltsam, nun liegt die letzte Fußball-WM schon zwei Jahre zurück und noch immer finden sich Leute, die nicht müde werden, das damalige Maskottchen Goleo zu schmähen.

Er habe keine Hose getragen und die Zunge hing ihm aus dem Maul.
- Wer kommt denn auf die absurde Idee, ein Maskottchen nach menschlichen Maßstäben zu bewerten? Ist ein Plüschtier halbnackt, weil es "nur" ein T-Shirt trägt? Hat sich je irgend jemand daran gestört, daß dieser abscheuliche Samson aus der Sesamstraße mit seiner merkwürdigen Knollnase für gewöhnlich splitterfasernackt (bis auf die Turnschuhe) auftrat? - Ich finde, da wird wirklich mit zweierlei Maß gemessen.

Wenn man einen Menschen in ein Goleo-Kostüm steckt, sieht das natürlich lächerlich aus. Ebenso wie bei Donald Duck oder Micky Maus geht jedwede zuvor eventuell vorhandene Niedlichkeit durch die Überdimensionierung verloren. Aber als Comic-Figur, Kuscheltier oder Schlüsselanhänger verfügen sie sehr wohl über eine gewisse Possierlichkeit. Verbitterten Miesmachern in der Mitte des Lebens wird dies verborgen bleiben. Aber wem sich einmal Gelegenheit bot, begeisterte Kinder beim Anblick von Goleo-Figürchen "ooh, wie süß!" jubeln zu hören, der weiß um die wahre Zielgruppe der Maskottchen.

Und die Bemerkung, "Trix & Flix" seien bessere Namen als "Goleo", entbehrt ja wohl jeder Grundlage. Wo bleibt denn da bitte schön die Originalität? Bedeuten "Trix & Flix" irgend etwas? Man vergleiche "Goleo VI": "gol" = span. 'Tor', "leo" = lat. 'Löwe', "VI" = das WM-Jahr 2006. Kann der Name eines Maskottchens bedeutungsschwangerer sein als dieser? Wer wollte den Erfindern Goleos ernsthaft einen Mangel an Kreativität nachsagen? Einzig den Bezug zu Deutschland könnte man bei der Namensgebung vermissen, aber erstens ist eine WM ja eine globale Angelegenheit, bei der etwas Internationalität nicht schaden kann, und zweitens: Wo bleibt etwa die Verbindung zu den EM-Gastgeberländern bei "Trix & Flix" (abgesehen von der Farbgebung ihrer Kleidung, aber die gab es bei Goleos schwarzweißem Shirt ja auch!)?

Oder liegt es einfach daran, daß Goleo das deutsche Maskottchen war, und Deutsche tatsächlich immer alles schlechtreden müssen, was aus ihrer Heimat kommt?

Welche Beziehung haben eigentlich Österreicher und Schweizer zu Trix & Flix?

Sonntag, 22. Juni 2008

Zum Numerus von "Niederlande"

Dieser Beitrag richtet sich an alle ach so klugen Sport-Moderatoren im ZDF (Kerner, Rethy), die gestern den ganzen Abend lang von "der Niederlande" [sic!] sprachen.

Meine Güte, sollte ihnen tatsächlich noch niemand gesagt haben, daß "die Niederlande" ein Plural ist?! (Genauer gesagt: ein Pluraletantum, d. h. ein Substantiv, das ausschließlich im Plural belegt ist!) Und daß demnach im Nominativ der Anschluß mit einem Verb im Plural erfolgen muß (z. B.: Die Niederlande haben das Spiel verloren.)?!

Also, für alle Zukurzgekommenen, die auch noch immer von "der USA" [sic!] reden, obwohl es sich bei den USA ebenfalls um einen Plural handelt (nämlich die United States of America = die Vereinigten Staaten von Amerika):

Das Neutrum "Land" hat zwei Pluralformen: "die Lande" und "die Länder". "Länder" wird als unmarkierter Plural gebraucht, während die Verwendung von "Lande" mit dem sprachstilistischen Merkmal "gehoben" gekennzeichnet ist. Somit liegt für die beiden Pluralformen ein Gebrauchsunterschied vor, der z. T. auch als Bedeutungsdifferenzierung interpretiert wird: "die Lande" ('eine Region als Ganzes')/"die Länder" ('Einzelregionen')*.

Sprachgeschichtlich läßt sich die Doppelform des Plurals bis ins Mittelhochdeutsche zurückverfolgen: Durch die seit germanischer Zeit übliche Stammsilbenbetonung kam es zu einer Abschwächung der Nebensilben. Nun war "land/lant", wie viele andere Neutra auch, im Nominativ und Akkusativ Plural endungslos. Um eine Differenzierung zwischen Singular und Plural zu ermöglichen, gab es einen Analogie-Ausgleich, im Zuge dessen der "-er"-Plural einiger Neutra (z. B. lamb - lember > neuhochdeutsch: Lamm - Lämmer) auf alle einsilbigen Neutra übertragen wurde. Daher rührt die Pluralform "Länder".

Eine andere Möglichkeit zur Numerusdifferenzierung war die Bildung des Nom./Akk. Pl. in Analogie zu den starken Maskulina (z. B. tag/tac - tage > nhd.: Tag - Tage). Auf diese Weise entstand der Plural "Lande". In der Zeit vom 15. bis zum 17. Jh. wurden beide Analogieformen nebeneinander verwendet, danach setzte sich zumeist die Neutra-Analogie (= die Pluralform auf "-er") durch. Deshalb ist "Länder" bis heute die gebräuchlichere Pluralform von "Land".

Dennoch sollten wir es respektieren, daß sich in der Bezeichnung "Niederlande" für unseren Nachbarstaat die weniger verbreitete Form "Lande" erhalten hat, und diese auch korrekt flektieren.

Ein Beispielsatz für jeden Kasus:

Nom.: Die Niederlande spielten gegen Rußland.
Gen.: Die Niederlage der Niederlande überraschte.
Dat.: Den Niederlanden gelang gestern kaum ein Spielzug.
Akk.: Wir wollen die Niederlande bei der WM 2010 wiedersehen.

Zur Erinnerung: "Niederlande" ist IMMER Plural!


* Quelle: Duden, Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. Hrsg. von der Dudenredaktion. 6., neu bearb. Auflage. Mannheim u. a.: 1998.

Montag, 16. Juni 2008

Integration und nationale Identität

Eine Frage hinsichtlich der allseits präsenten Fußball-Euphorie:

Wie kommt es, daß in Deutschland geborene Türken Fans der türkischen Elf sind, während im Ausland lebende Deutsche (in Deutschland geboren) zu Anhängern der Nationalmannschaft ihres jeweiligen neuen Heimatlandes (z. B. Polen, Brasilien) werden?

Als einzig mögliche Antwort auf diese Frage steht zu vermuten, es müsse an der mangelnden Integration der türkischstämmigen Deutschen liegen. Sie fühlen sich nicht als deutsche Staatsbürger, also können sie sich auch nicht mit der zugehörigen Fußball-Auswahl identifizieren. Klingt folgerichtig, oder?

Läßt diese Erkenntnis nun automatisch den Umkehrschluß zu, andere Nationen verstünden es besser, ihre Zuwanderer zu integrieren, weil deutsche Immigranten relativ schnell die Anschauungen ihrer Wahlheimat übernehmen?

Oder liegt es vielmehr an dem nicht bis kaum vorhandenen Nationalgefühl der Deutschen, daß sie sich in einer fremden Umgebung leicht anpassen können und wollen? Haben wir nicht alle immer noch ein mehr oder minder schlechtes Gewissen dabei, auf unser Land stolz zu sein, als Spätfolge von WK II und Nazi-Mitläufertum?

Die Vernünftigen werden einwenden: Es gibt keinen Grund, auf seine Abstammung stolz zu sein, da sie nicht unser Verdienst, sondern Zufall ist! - Stimmt natürlich, aber würden beispielsweise Brasilianer oder Türken dies genauso sehen? Ist es deshalb so attraktiv, Anhänger von deren Fußballnationalmannschaften zu sein, weil man hier unverkrampft und ganz selbstverständlich für seine Nation jubeln und skandieren darf?

Aber seit der WM 2006 hat sich diesbezüglich ja auch in Deutschland einiges getan, wie wir alle festgestellt haben dürften... Trotzdem bleibt die Frage, ob es Deutschen womöglich peinlich ist, im Ausland zu "ihrer" Mannschaft zu stehen?

Oder gibt ein Deutscher, der dauerhaft in einem anderen Land lebt, seine "alte" Identität völlig auf, um sich gänzlich in der neuen Heimat zu assimilieren, d. h. hört er auf, Deutscher zu sein?

Fragen über Fragen.

Donnerstag, 12. Juni 2008

Kühner Ast und Merte-Sacker?

Heute morgen sorgte ein MDR-info-Radiosprecher für Amüsement:

Er sprach zunächst von der Grünen-Politikerin "Kün-ast" und wenig später dann vom Fußballer Per "Merte-sacker". Da ist wohl offensichtlich die Silbengrenze etwas "verrutscht"... Vermutlich versuchte er, sich an den vermeintlichen Morphemgrenzen zu orientieren. Allerdings ist gerade bei Namen die Bedeutung der einzelnen Morpheme gegenwartssprachlich häufig verdunkelt und damit oft nur noch für Etymologen erschließbar.

Obwohl, bei "Mertesacker" liegt der Bezug zur landwirtschaftlichen Anbaufläche doch näher als zu einem ominösen Nomen agentis "xy-Sacker", oder?

Auch wenn ich mich ein wenig erheitere über diese Sprachpannen, sind mir solcherlei Schwierigkeiten keineswegs völlig fremd: Besonders bei der Artikulation von Ortsnamen des süddeutschen Raums stelle ich mir bisweilen die Frage nach der korrekten Silbengrenze. Beispiel gefällig? - Bitte schön: "Künzelsau"! Oder: "Neckarsulm". Bei letzterem erfuhr ich erst vor wenigen Wochen, daß es sich dabei nicht um einen in Neckarnähe gelegenen Ableger Ulms handelt. Oder falls doch, daß er jedenfalls nicht so ausgesprochen wird.

Was dem Ahnungslosen wahrhaft kompliziert erscheint, findet der Ortskundige einfach nur zum Schmunzeln... Wenn er sich nicht gar darüber verwundert, wie man überhaupt auf eine dermaßen abwegige Idee kommen konnte.

Donnerstag, 5. Juni 2008

Feindio! Mordio! - Keine Erleichterung?

Kaum zu glauben: Weil die Verantwortlichen im slowenischen Atomkraftwerk Krsko nach einer Unregelmäßigkeit das EU-weite Informationssystem zu Unrecht strapazierten, sehen sie sich plötzlich allgemeiner Kritik ausgesetzt.

Gut, es mögen ein paar Pannen passiert sein: Kühlwasser ausgetreten, falsches Formular ausgefüllt, Alarm ausgelöst... Aber mal ehrlich, sollten wir es nicht honorieren, daß man uns überhaupt informiert hat, wo doch sonst derlei Zwischenfälle für gewöhnlich unter den Teppich gekehrt werden?

Ist es nicht vielmehr löblich, mit welchem Übereifer die Slowenen versuchten, alles richtig zu machen? Warum das Ganze nicht als Übung für den (hoffentlich fernen!) Ernstfall betrachten?

Eine Art Probealarm, der zeigt, wie gut das Warnsystem doch funktioniert. Und was noch zu verbessern ist. Auch wenn sich die Frage stellt, ob uns das tatsächlich etwas nützen würde. Auf lange Sicht hilft hier nur die Abschaltung sämtlicher AKWs, aber derzeit mangelt es noch an ernstzunehmenden Alternativen, die eine lückenlose Versorgung garantieren könnten.

Bleibt festzuhalten: Lieber hundertmal falscher Alarm als einmal Super-GAU, oder?