Freitag, 21. November 2008

Dekadenz in Reinkultur

In allen Medien wurde gestern berichtet von der pompösen Eröffnung der künstlich aufgeschütteten Palmeninseln vor Dubai. Prominente und Wohlbetuchte sämtlicher Erdteile wohnten diesem Großereignis bei.

Und der unfreiwillige Beobachter, dem die Nachricht aufgezwungen wird, schüttelt den Kopf ob dieser schamlosen Zurschaustellung unanständigen Reichtums. Wie können Menschen angesichts von Hunger, Elend und bitterer Armut in anderen Ländern so selbstvergessen agieren? Allein das Feuerwerk für 20 Millionen Dollar...

Ja, wahrscheinlich würde sich sonst der Geldadel aus aller Herren Länder zu Tode langweilen, wenn er seine Nerven nicht täglich mit den erlesensten Reizen kitzeln dürfte...

Den Öl-Scheichs ist hingegen wohl kein Vorwurf zu machen, sie müssen vorsorgen für eine Zeit, da das schwarze Gold aufgebraucht sein wird. Folglich investieren sie in den Luxus-Tourismus, in der Hoffnung, er möge die Bevölkerung dereinst ernähren.

Es entbehrt jedoch nicht einer gewissen Ironie, das zugehörige Hotel im Meer "Atlantis" zu nennen.

Tollkühn oder verzweifelt, wer dort zu logieren wagt...

Genau das richtige also für die im Überfluß Lebenden.

Skandalös

Die EU kann sich nicht dazu durchringen, einen Militäreinsatz im Ostkongo zu beschließen.

Macht ja auch nichts, daß täglich Menschen Opfer mörderischer Milizen werden oder an Hunger und Vertreibung zugrunde gehen. Hauptsache, wir sind in Afghanistan präsent, weil dort eine wichtige Öl-Pipeline verläuft. Oder sollte die Sicherheitslage in Zentralafrika etwa weniger gefährlich sein? Von Darfur im Sudan ganz zu schweigen...

Diese menschenverachtende Gleichgültigkeit gegenüber Afrika ist empörend, noch dazu, wo die heutigen Konflikte zum Großteil Konsequenz der europäischen Kolonialpolitik sind.

Und die Kongolesen bitten Europa ausdrücklich um - militärische, nicht humanitäre - Hilfe! Statt dessen sind UN-Friedenstruppen vor Ort, die kein Mandat haben, in den Konflikt zwischen Regierungsarmee und Milizen einzugreifen.

Wo bleibt eigentlich der selbsternannte Weltpolizist USA?

Donnerstag, 20. November 2008

Lesezeit

Heute ist der "Tag des Vorlesens". Es soll an Eltern appelliert werden, wieder Bücher in die Hand zu nehmen und ihren Kindern Geschichten nahezubringen. Denn das Vorlesen sei aus der Mode gekommen und werde von vielen als "altmodisch" oder "unnütz" betrachtet.

Also stürmen sogenannte Prominente aller Couleur und Lesepaten heute die Schulen und Kindergärten, um die Botschaft des Vorlesens an das Kind zu bringen...

Muß man den stupiden Eltern von heute denn wirklich alles sagen?

Donnerstag, 13. November 2008

Gewichtige Erkenntnis oder schwerwiegender Irrtum?

Im Rahmen der 3sat-Sendung "wissen aktuell: wahrhaft nahrhaft" wurde gestern die These präsentiert, dicke Menschen seien vielleicht doch nicht selbst schuld an ihrem Übergewicht.

Hierzu wurde auf Forschungsergebnisse aus Versuchen mit Ratten und Mäusen verwiesen, die belegen, daß die Verwertung der Nahrung von der Beschaffenheit der Darmflora abhängt. Fanden sich im Verdauungstrakt der Nager überdurchschnittlich viele Bakterien einer bestimmten Kultur, so neigten die entsprechenden Tiere zu ungesunder Leibesfülle. Ihre Artgenossen, die weniger Bakterien dieser Kultur im Darm beherbergten, waren dagegen rank und schlank.

Ist dies nun der Beweis, daß Übergewicht bzw. die Neigung dazu tatsächlich angeboren und somit unausweichlich ist? Haben jetzt alle, die ständig zuviel essen, endlich die willkommene Ausrede?

Ganz so einfach macht es uns die Wissenschaft dann doch nicht: Es wurde lediglich der Nachweis dafür erbracht, daß eine hohe Konzentration des Darm-Bakteriums die Verdauung von Ballaststoffen verändert - sie werden stärker aufgespalten. Infolgedessen ziehen die betroffenen Nager aus der gleichen Menge an aufgenommener Nahrung mehr Energie. Wird diese zusätzliche Energie nicht durch einen höheren Verbrauch aufgezehrt, speichert der Körper sie in seinen Fettzellen. Es entsteht Übergewicht.

Diese Erkenntnis läßt sich wohl eins zu eins auf den menschlichen Organismus übertragen.

Aber ist dies wirklich neu? Ein Durchbruch der Forschung? - Wohl kaum. Damit wurde jetzt endlich nachgewiesen, was der Volksmund schon lange als "guten" oder "schlechten Futterverwerter" bezeichnet.

Was lernen wir also daraus? - Menschen, die vermuten, sie könnten ebenfalls viele ballaststoffspaltende Bakterien im Darm haben, müssen dann eben einfach etwas weniger essen als vergleichbare Individuen ohne "Bakterienüberschuß". Ungerecht, sicher. Aber die Forschung wird sich mühen, allen Leidgeplagten bald ein Arzneimittel zur Linderung zu offerieren. Wo Bewegung doch so unangenehm und unzumutbar ist.

Und die Hersteller ballaststoffreicher Getreidekost könnten sich künftig vielleicht nicht mehr ganz so laut der diätunterstützenden Wirkung ihrer Produkte rühmen...

Zumindest liefert diese Studie eine plausible Erklärung für die erstaunliche Tatsache, daß manche Menschen mit einer Nudel-, andere mit einer Eiweiß- oder dritte mit einer Trennkostdiät und ähnlichem erfolgreich ihr Gewicht reduzieren.

Ein jeder nach seiner Fac,on...

Donnerstag, 6. November 2008

This is not America

Allgemeiner Jubel: Barack Obama wird tatsächlich neuer Präsident der USA!

Wir sehen Bilder begeisterter Amerikaner, die vor Freude tanzen, weinen und sich in den Armen liegen, nachdem sie zuvor in langen Schlangen vor den Wahllokalen gestanden hatten, um den vielbeschworenen Wandel herbeizuführen.

Statt diesen Anblick nun aber einfach zu genießen, ereifern sich die hiesigen Medien über den Mangel an adäquater Leidenschaft für Politik und deren Vertreter in Deutschland. Warum Wahlkampf bei uns so wenig mit Show und Massenhysterie zu tun habe. Ob es uns wohl an Begeisterungsfähigkeit fehle.

An dieser Stelle Dank an den Herausgeber der ZEIT, Josef Joffe, der freundlich darauf hinwies, daß jener mutmaßliche Mangel historisch bedingt sei. Das "3. Reich" und die Verwerfungen des Nationalsozialismus hätten zur Genüge gezeigt, wie anfällig die deutsche Bevölkerung für Manipulation und blinden Emotionsüberschwang ist.

Will man uns jetzt einen Vorwurf daraus machen, daß wir infolge dieser Ereignisse in der Vergangenheit scheinbar unkontrollierten Gefühlsausbrüchen skeptisch gegenüberstehen?

Deutschland fällt eben stets von einem Extrem ins andere. Ist unsere Bevölkerung kollektiv ein Fall für die Couch?

Dieser Hang zur Selbstzerfleischung wirkt bisweilen schon pathologisch... Warum können wir uns nicht völlig unbefangen mitfreuen?

Es muß wohl doch an der Mentalität liegen.

Montag, 3. November 2008

Westen vs. Osten od.: Alle Jahre wieder...

Mammut muß sich dringend einmal darüber echauffieren, daß Jahr für Jahr die Fernsehzeitschriften den Reformationstag sträflich ignorieren, während Allerheiligen am darauffolgenden Tag stets getreulich verzeichnet wird.

Nun, sie orientieren sich damit höchstwahrscheinlich an den Sendeanstalten, die am 31. Oktober ihr Standard-Wochentagsprogramm ausstrahlen, wohingegen am 01. November ein Sonderprogramm anläßlich des Feiertages läuft.

Was aber macht Allerheiligen zum "richtigen" Feiertag? - Wohl die Tatsache, daß er von den Katholiken begangen wird. Denn sowohl Allerheiligen als auch der Reformationstag sind in jeweils fünf Bundesländern gesetzlicher Feiertag - eine Pattsituation also.

Nur leider handelt es sich bei den fünf Ländern, die den Reformationstag zelebrieren, samt und sonders um östliche, sogenannte "neue" Bundesländer. Allerheiligen dagegen wird ausschließlich im Süden und Westen Deutschlands als offizieller Feiertag begangen. Das heißt, in den (ge-)wichtigen Bundesländern, wo Bevölkerung und Einkommen am größten sind. (Mal abgesehen vom Saarland...)

Bloßer Zufall? Oder Diskriminierung?

Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: Das Feiertagsprogramm ist meist ohnehin zum Abschalten, so gesehen kein Verlust, im Gegenteil.

Aber muß uns eine solche Un-Gleichbehandlung nicht zu denken geben? Als Ausdruck immanenter Wertung und Gewichtung?

Jedoch: Ein Blick in die Fernsehzeitschrift meiner Mutter verrät mir, daß es auch anders geht. Dort finden sich beide, Reformationstag und Allerheiligen, in friedlicher Koexistenz...

Ein Beispiel, das Schule machen sollte.