Donnerstag, 31. Juli 2008

Pressefreiheit bei den Olympischen Spielen

Bravo, IOC! Das habt Ihr ja prima hingekriegt: Peking erhält den Zuschlag für die Olympischen Sommerspiele 2008 und darf nach Lust und Laune die internationale Presse durch Zensurmaßnahmen gängeln.

- So war das gar nicht geplant? - Ach nein, wie schön, welch hehre Vorsätze das Olympische Komitee ursprünglich hatte. Alles sollte frei und friedlich vonstatten gehen. Nur leider kam dann Tibet dazwischen. Und plötzlich wurde klar, daß die chinesische Regierung sich keinen Deut um westliche Demokratievorstellungen schert. Überraschung! Aber gut, seitdem zogen einige Monate ins Land, die Total-Boykottdrohungen sind mittlerweile vom Tisch, man könnte ja eventuell der Eröffnungsfeier fernbleiben?

- Wenn das kein Zeichen von Entschlossenheit ist! - Lieber läßt man sich von den chinesischen Machthabern vorführen, man hat ja ohnehin keine Wahl. Schließlich wollen wir doch den Sportlern ihr wunderbares Event nicht kaputtmachen. Und den Sponsoren sowie dem IOC nicht das einträgliche Geschäft. Oder den ausländischen Investoren nicht ihre Milliardengewinne am chinesischen Markt.

Die Weltmacht China darf also nach Belieben unsere Politiker an der Nase herumführen. Wer aufmuckt oder offenkundig zuwiderhandelt, wird mit diplomatischer Nichtbeachtung und gegebenenfalls Wirtschaftssanktionen abgestraft - wir erinnern uns an den Besuch des Dalai Lama in Deutschland oder die Kritik des französischen Präsidenten an der chinesischen Tibetpolitik.

Daß sich aber auch die Sportfunktionäre diesem Druck beugen, ist unverständlich. Mangel an Rückgrat muß man das nennen. Warum sonst gibt es keinen Aufschrei unter den verantwortlichen Organisatoren? Ein bedauerndes Schulterzucken, ein "Da kann man leider nichts machen". Und das war's?

- Wozu denn die ganze Aufregung? China hat ja den Journalisten eine ungehinderte Sportberichterstattung zugesichert, wo liegt das Problem? Es geht doch nur um Sport, oder? - Nein, nicht ganz, liebe Freunde. Irgendwann einmal in grauer Vorzeit gab es da den Gedanken der Völkerverständigung und des friedlichen Miteinanders, der durch die Spiele gefördert und verbreitet werden sollte.

Was ist davon geblieben?

Dienstag, 29. Juli 2008

Blinde Zerstörungswut

Heute Meldung bei MDR info:

Unbekannte Chaoten haben die Rosariumbahn in Sangerhausen geschändet! Bei der in einer Halle geparkten Lokomotive und ihren Waggons wurden Fensterscheiben eingeworfen, der Ganghebel abgebrochen und Hakenkreuzschmierereien angebracht.

Soll das etwa ein politisches Statement sein?

Mittwoch, 23. Juli 2008

Tricastin, Romans-sur-Isère, Saint-Alban oder: Der Mythos von der sicheren Atomenergie

So so, Atomenergie ist also sicher? Die "Energie der Zukunft" gar? Und umweltfreundlich?

- Tja, pardon, Monsieur Sarkozy, schade, CDU... Warum nur häufen sich dann derzeit die Zwischenfälle in französischen Atomanlagen?

Sind die bösen Medien schuld, die plötzlich jedes noch so "ungefährliche Ereignis" zur Beinahe-Katastrophe hochstilisieren, im Kampf gegen die "saubere" Atomenergie?

Und damit den Atomstromlobbyisten ihren wunderschönen PR-Schachzug "Zurück zur Atomenergie" vermiesen?

- Gut, daß wir sie haben, unsere unverbesserlichen Umweltaktivisten und investigativen Journalisten! Auch wenn letztere an dieser Stelle (ob diverser Sprachpannen) oft kritisiert werden, sind sie dennoch unabkömmlich für Information und freie Meinungsbildung.

Und sie verschweigen uns auch nicht die Tatsache, daß wir abhängig sind von Öl und Uran. Noch immer. Wann endlich kommt die vielbeschworene "Wende in der Energiepolitik", die nicht durch Subvention von Biodiesel alles noch schlimmer macht?

Wir warten, liebe Politiker!

Sonntag, 20. Juli 2008

"ohne" + Akkusativ

Heute hat das Mammut eine Frage:

Wie kommt man darauf, "ohne dem" [sic!] zu sagen?

Es heißt "ohne das"!

Interessanterweise würde wohl kaum jemand *"ohne dem Hund" o. ä. produzieren; bei der Struktur Präposition + definiter Artikel + Subjekt besteht das Problem der Kasuswahl also nicht. Vielmehr tritt es nur dann in Erscheinung, wenn "ohne" mit demonstrativem Artikel "das" verwendet wird.

Eine mögliche Ursache für die Wahl des Dativs anstelle des korrekten Akkusativs:

Tendenz zur Sprachökonomie: Der Sprecher will die Struktur vereinfachen und bildet "ohne dem" in Analogie zu "mit dem" mit Dativ, wodurch Syntagmen wie ?"mit oder ohne dem" möglich werden.

Vgl. dazu auch die Struktur Präposition + Personalpronomen: Zum Beispiel engl. "with or without you" vs. dt. "mit dir oder ohne dich", wobei hier anzumerken wäre, daß eine Verkürzung wie "mit oder ohne dich" grammatisch zu sein scheint, während *"mit oder ohne dir" nicht akzeptabel ist. Der Kasus des Personalpronomens wird demnach von der direkt vorausgehenden Präposition vergeben, in diesem Falle "ohne" (+ Akkusativ).

Gleiches gilt auch für Präposition + Demonstrativum "das": "mit oder ohne das" ist grammatisch, "mit oder ohne dem" hingegen allerhöchstens umgangssprachlich akzeptiert.

Es bleibt festzuhalten: Die Kasusrektion von "ohne" erfolgt nicht in Analogie zu der von "mit", d. h. "mit" regiert den Dativ, "ohne" jedoch den Akkusativ.

"mit dem"
"ohne das"

P. S.: Nun aber bitte nicht "ohne das" mit der Nebensatzeinleitung "ohne daß" verwechseln!

Donnerstag, 17. Juli 2008

In The End...

Hallo, liebe Freunde, es gibt Neues von MDR info.

Heute vormittag ereignete sich bei meinem Lieblings-Radiosender doch tatsächlich etwas, das die Hoffnung nährt, es gäbe dort eine alles überwachende Kontrollinstanz zur Verhinderung der schlimmsten Sprachpannen.

Folgendes war passiert: In den 10-Uhr-Nachrichten vermeldete der Sprecher, Sachsen prüfe die Möglichkeit einer Verfassungsklage gegen die Gesundheitsreform der Bundesregierung. Hierauf wurde der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich mit den Worten zitiert, "im Endeffekt" [sic!] drohten der sächsischen Bevölkerung dadurch finanzielle Umverteilungen = Einbußen in Höhe von 300 Millionen Euro.

So ich das vernommen, graute es mir gar sehr. War es nun schon so weit gekommen, daß man selbst im öffentlich-rechtlichen, mithin gebührenfinanzierten Rundfunk mit derlei Schwachheiten konfrontiert wurde? Schwanken zwischen Kopfschütteln und blankem Entsetzen.

Eine halbe Stunde später, der Puls hatte sich wieder beruhigt, die 10.30-Uhr-Nachrichten: Dieselbe Meldung, Warten auf die betreffende Stelle, doch siehe da! - "schlußendlich" sagt der Nachrichtenmann. Zeichen und Wunder, ungläubiges Staunen. Hat da etwa jemand interveniert? Ein wackerer Radiohörer, der zum Telefonhörer griff? Ein aufmerksamer Chefredakteur, der seinen Pflichten Genüge tat? - Ich weiß es nicht, werd' es wohl auch nie erfahren.

Und doch, schön war's. Zu wissen, man ist nicht allein. Es gibt noch andere, die sich daran stören. Großartig!

Wen kümmert's da, daß "schlußendlich" eigentlich auch nicht der korrekte Ausdruck war? Ist es doch als landschaftlich markiert. Neutral und unverfänglich hätte es demnach heißen müssen: "letztendlich". Ganz schlicht und einfach.

Übrigens: Welche Worte Stanislaw Tillich nun ursprünglich gewählt hatte, entzieht sich meiner Kenntnis.

Mittwoch, 9. Juli 2008

All You Can Eat?

Schön und gut, daß es solch seltsame Dinge wie eine "Weltmeisterschaft im Würstchen-Wettessen" überhaupt gibt, aber ist dies tatsächlich relevant für die Berichterstattung vorgeblich seriöser Medien und Nachrichtensender?

Sicher, als Appetithäppchen für "zwischendurch" haben sie vielleicht eine Berechtigung inmitten all der gewichtigen und für gewöhnlich schwerverdaulichen Beschlüsse und Katastrophen. Oder unterschätze ich damit die Tragweite eines weltbewegenden Ereignisses wie der "Hotdog-WM"? Bringt sie nicht Menschen verschiedenster Kulturen zusammen, um ... ja, wozu eigentlich? - Um sich binnen kürzester Zeit völlig sinnlos mit Würstchen vollzustopfen.

Na, wenn das kein gelungener Beitrag zur Völkerverständigung ist! Danke, MDR info, danke, Tagesspiegel, daß Ihr uns daran teilhaben laßt!