Mittwoch, 30. April 2008

Prost Mahlzeit!

Ebenso wie bei der Bekleidungsproblematik (anziehen, aufsetzen usw.) scheint auch beim Thema Essen vielen Menschen die sprachliche Intuition bzw. die Logik innerhalb der Sprache völlig abhanden gekommen zu sein (so sie denn jemals vorhanden gewesen sein sollte).

Ein paar typische Beispiele:

*"Iß deine Suppe leer!"

*"Trink dein Glas auf!"

*"Iß deinen Teller auf!"


Alle diese Sätze sind semantisch nicht korrekt. Wieso? - Nun, weil sich nur Gefäße und Geschirr (= Gegenstände mit einer Aushöhlung/ Aussparung/ Vertiefung) füllen und alsdann wieder leeren lassen.

Hingegen kann man in der Regel weder Gläser noch Tassen noch Teller noch Schüsseln essen oder trinken (Ausnahme: eßbares Geschirr aus Waffelteig o. ä.).

Aufessen
und auftrinken bedeutet zudem, etwas zur Gänze zu verzehren, d. h. nichts bleibt davon übrig. Wer würde ernsthaft in Betracht ziehen, dergleichen mit Eßgeschirr oder Trinkgefäßen zu tun?

Die Beispielsätze müssen folglich richtig lauten:

"Iß deine Suppe auf!"

"Trink dein Glas leer!"

"Iß deinen Teller leer!"


Wohl bekomms!

Samstag, 26. April 2008

Ahmadinedschad, phonetisch

Das "h" in Mahmud Ahmadinedschad ist kein Dehnungszeichen (*[ma:ˈmu:d a:madi:neˈʒa:d]), sondern steht für einen stimmhaften laryngalen (bzw. glottalen) Frikativ, also einen Reibelaut, der durch gegenseitige Annäherung der Stimmlippen aneinander produziert wird.

IPA-Transkription des Vor- und Nachnamens: [mæɦˈmu:d æɦmædi:neˈʒɔ:d]

(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Mahmud_Ahmadinedschad)

Für einen Nicht-Arabisch- (bzw. Nicht-Persisch-)Sprecher ist es zweifelsohne nicht unproblematisch, diesen Laut zu artikulieren. Für diesen Fall empfiehlt es sich, anstelle des stimmhaften laryngalen Frikativs einen stimmlosen uvularen Frikativ (= Ach-Laut) zu produzieren.

Wie ich auf dieses Thema komme? - Ich sage nur: Schöne Grüße an mdr info!

Samstag, 19. April 2008

Für mehr Mitspracherecht!

Dieses Mal geht es um ein Thema, das dem Mammut schon länger unter den Nägeln brennt: die große, scheinbar alles umfassende Ohnmacht angesichts politischer, wirtschaftlicher und auch wissenschaftlicher Entwicklungen. In jedem dieser Bereiche werden tagtäglich Entscheidungen gefällt, die uns alle betreffen, unser Leben beeinflussen oder gar bedrohen. Trotzdem fragt niemand, ob man bereit ist, derlei gewichtige Beschlüsse mitzutragen.

Ja, dafür haben wir unsere gewählten Volksvertreter, aber mal ehrlich, fühlt sich jemand von diesen tatsächlich in seinen Überzeugungen vollauf repräsentiert? - Kaum vorstellbar, wenn man bedenkt, daß auch der Politiker nur ein Mensch ist, mit ganz eigenen Ansichten darüber, wie die Welt aussehen sollte. Davon abgesehen ereignen sich die von mir kritisierten Vorgänge größtenteils im Ausland, entziehen sich also der Einwirkung deutscher Politiker fast gänzlich.

Was nun konkret meinen Unmut erregte, waren erstens die Gen-Experimente in Großbritannien, bei denen aus tierischem und menschlichem Erbgut Stammzellen für Forschungszwecke erzeugt wurden. Daß damit in Zukunft Kranken geholfen werden könnte, schön und gut. Doch was ist mit den Risiken solcher - wie die Presse schrieb - "Frankenstein-Experimente"? Wer kann garantieren, daß nicht doch in einem geheimen Labor am "Übermenschen" oder willenlosen Arbeitssklaven gebastelt wird? Ganz zu schweigen von der ethischen Komponente dieser Problematik: Wenn es gewollt wäre, daß Menschen und Tiere gemeinsame Nachkommen zeugten, dann brauchte es dafür wohl keine Genetiker.

Zweitens die Versuche französischer Physiker, den Urknall zu simulieren. An und für sich eine spannende Angelegenheit. Nur: Es besteht die Möglichkeit, daß dabei ein Schwarzes Loch entsteht, in dem unsere ganze Erde verschwinden könnte. Die Physiker nehmen dieses Risiko billigend in Kauf - sie leugnen es nicht einmal. Wie sie mit dieser Verantwortung leben können, ist mir unverständlich.

Der Faustsche Forscherdrang kennt keine Grenzen. - Gut für uns, sonst würden wir heute noch in Höhlen hausen. Andererseits wären uns wohl auch Greuel wie Hiroshima oder Tschernobyl erspart geblieben.

Das dritte Ärgernis ist in meinen Augen die Börse. Wie das? Nun, ich kann einfach nicht begreifen, weshalb die Staatengemeinschaft sich von einem solch irrationalen Element abhängig macht. Und das ganz freiwillig. Ja, es geht um Kapital, Wechselkurse und Dividenden. Aber wie läßt sich die Gefahr verdrängen, daß die ganze Weltwirtschaft in einen fatalen Abwärtstrend mit hineingezogen wird wie derzeit wegen der US-Hypothekenkrise, nur weil sich in e i n e m Land Bankiers und Finanzmanager verspekuliert haben? Natürlich sind die USA nicht irgendein Land, sondern die größte Wirtschaftsmacht der Welt. Trotzdem halte ich diese selbstgewählte Abhängigkeit vom Börsenhandel für verhängnisvoll. Wenn es dort wenigstens nach den Regeln der Vernunft zuginge: ein Unternehmen, das verantwortlich wirtschaftet, macht Gewinn. - Keineswegs. Die Anleger wollen auch etwas verdienen, warum nicht ein paar Mitarbeiter entlassen und die übrigen stärker in die Pflicht nehmen? Sehr schön, schon steigt der Aktienkurs. Jetzt noch schnell die Produktion in ein Niedriglohnland verlegt, da lacht das Herz des Aktionärs!

Doch ach und weh! "Die Börse ist neben Zahlen v. a. eines: Psychologie", sagte vor einigen Wochen ein Sparkassenfinanzberater. Wie recht er damit hat! Schon vor Jahren ergab eine Studie, daß am Montag die Kurse steigen, wenn die Aktienhändler am Sonntag davor Erfolge auf dem Golfplatz erzielen. Oder der US-Präsident droht Iran wieder einmal mit militärischer Intervention, um dessen angebliche Bestrebungen zur Entwicklung von Atombomben zu durchkreuzen. Sofort steigt der Ölpreis und dem Autofahrer treten an der Tankstelle Tränen in die Augen - warum? Ganz einfach, die Börsianer "haben Angst". Die Irrationalität der wenigen Verantwortlichen drückt allen anderen aufs Portemonnaie. Kann man diesen Irrsinn gutheißen?

In diesen Kontext passen auch die sogenannten "Wirtschaftsweisen", die ihre Prognosen zur Entwicklung der ökonomischen Lage kundtun dürfen, nur um diese ein halbes Jahr später zu korrigieren. Hat sich eben doch alles ganz anders entwickelt. Seltsam nur, daß es gerade die Qualifikation eines Wirtschaftsexperten ausmachen sollte, derlei Unwägbarkeiten der Zukunft zu berechnen. Oder was sonst hätten sie dem ahnungslosen Laien voraus, der ins Blaue hinein fantasiert?

Vermutlich bin ich ein Ignorant, der von all diesen Dingen nicht genug versteht. Aber bisweilen wünschte ich mir doch, es würde jemand nach meiner Meinung fragen...

Gegen Genmanipulationen! Keine Schwarzen Löcher! Wider Börsenspekulation und Finanzroulette!

Freitag, 11. April 2008

Dark Ages

Man stelle sich folgendes Szenario vor: Jemand geht in die Stadtbibliothek und fragt dort nach "Elementarteilchen" von Michel Houellebecq. Die völlig apathische Angestellte (man kann sie nicht "Bibliothekarin" nennen, das wäre eine Beleidigung für alle, die diesen Beruf mit Leidenschaft und Herzblut ausüben!) zuckt ahnungslos mit den Achseln und will den Besucher in die Physik-Abteilung schicken... So geschehen am heutigen Tage. Kaum zu glauben. Sollte sie tatsächlich noch nie von diesem Buch gehört haben? Und sie kann wirklich lesen? Und interessiert sich für Bücher?

Wir leben in dunklen Zeiten...

Montag, 7. April 2008

Liebliches Libyen, am Bache so rein...

Wieder einmal ergeht sich das Mammut an dieser Stelle in Medienkritik bzw. -schelte:

Mit anzuhören, wie absolut unkundige Möchtegern-Journalisten die Namen arabischer Staaten verhunzen, ist ein höchst zweifelhaftes Vergnügen, auf das ich gern verzichten würde.

Fall 1: Bahrain. Der Name des Königreichs im Persischen Golf wird oftmals einfach deutsch ausgesprochen, d. h. so wie er sich schreibt, mit einem langen "a", wobei das "h" als Dehnungszeichen interpretiert wird. Dem Durchschnittsbürger ist dies nicht zu verübeln, wer kennt schon alle Länder der Welt, aber von einem Medienvertreter darf man - denke ich - etwas mehr an (Aus-)Bildung erwarten.

Womöglich dünken sich diejenigen, die dergleichen sagen, auch noch im Recht, alldieweil Bahrain im Englischen [ba:ˈreɪn] artikuliert wird, also ebenfalls mit langem "a", ohne "h".

Das mag für das Englische richtig sein, da dieses nicht über einen velaren bzw. uvularen stimmlosen Frikativ (= Ach-Laut) verfügt. Das Deutsche hingegen zählt jenen sehr wohl zu seinen Sprachlauten, deshalb orientiert sich die deutsche Aussprache von Bahrain an der arabischen und lautet somit [baχˈraɪ̯n], mit einem Ach-Laut wie in Bach.

Fall 2: Libyen. Die Artikulation dieses Ländernamens wird zugegebenermaßen durch die im Deutschen ungewöhnliche Schreibung erschwert. Infolgedessen mutiert der nordafrikanische Staat nicht selten zu "Lybien", weil der Sprecher einfach nicht mehr weiß, "ob das 'y' nun vorn oder hinten steht". Im Gegensatz zu dem Personennamen Sibylle, der (wenngleich fälschlich) auch Sybille lauten kann, ist bei Libyen allerdings keine Vertauschung von "i" und "y" zulässig. Es sollte folglich entweder [ˈli:byən] oder [ˈli:biən] heißen, mit langem "i" in der ersten Silbe und kurzem "y" bzw. "i" in der zweiten.

Mögen den meisten Deutschen Libyen und Bahrain auch völlig gleichgültig sein, so gebietet es doch der Respekt vor anderen Völkern und deren Kultur, daß wir uns die (durchaus überschaubare) Mühe machen und die Namen fremder Staaten korrekt aussprechen.

Der Bach, der ist des Müllers Freund,
Und hellblau Liebchens Auge scheint...

Samstag, 5. April 2008

Makaber...

Ich wußte nicht, ob ich schmunzeln oder die Stirn runzeln sollte, als ich neulich bei meinem Lieblings-Radiosender mdr info (ich halte ihm noch immer die Treue) einen Bericht über die Begräbnis-Kultur in China hörte.

Der Raum für die letzte Ruhestätte sei knapp bemessen, hieß es darin, natürlich, in einem der bevölkerungsreichsten Länder der Erde. Anders dagegen auf einem "Luxus-Friedhof" in Schanghai, wo die ehemals Privilegierten und Gutbetuchten begraben liegen. Hier gebe es reichlich Platz pro Person. Was die Reporterin zu der lakonischen Bemerkung veranlaßte:

"Wer hier liegt, hat es geschafft."

Wie sagt man so schön: Das letzte Hemd hat keine Taschen. Oder mit Dynamite Deluxe: Und wenn du am Ende bist, bist du nicht am Ziel, sondern tot.